«Beruf und Familie lassen sich auch in einer Kaderposition vereinbaren»

Als Abteilungsleiterin trägt Annette Vogel bei der Post die Verantwortung für rund 50 Mitarbeitende. Zudem ist sie Mutter einer zweijährigen Tochter. Im Interview erklärt sie, wie sie Beruf und Familie unter einen Hut bringt.

Mirjam Liechti-Balmer
Blog
Ein Portrait von Annette Vogel.

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Annette, wie bist du zu deinem Kaderjob gekommen?

Ich arbeite seit bald 19 Jahren bei der Post und habe mir in dieser Zeit ein breites Wissen in verschiedenen Bereichen angeeignet. Vor 11 Jahren kam ich zu PostMail. Hier durfte ich vor 5 Jahren die Leitung eines Teams von 12 Mitarbeitenden übernehmen. Anfang 2019 trat mein Chef in den Ruhestand. Da habe ich die Gelegenheit genutzt und mich auf seine ausgeschriebene Stelle beworben. Von meinen Arbeitskolleginnen und –kollegen spürte ich viel Akzeptanz und von meinem Vorgesetzten grosses Vertrauen. Auch von meinem privaten Umfeld erhielt und erhalte ich volle Unterstützung, ohne die ich diesen Schritt nicht gewagt hätte. Da ich eine kleine Tochter habe, war meine Bedingung, dass ich weiterhin Teilzeit arbeiten kann.

Wie sieht dein Teilzeitmodell aus? 

Am Montag- und Mittwochnachmittag habe ich jeweils frei. An diesen beiden Halbtagen verbringe ich die Zeit mit unserer Tochter. Wenn möglich, arbeite ich am Freitag im Homeoffice vom Wallis aus, wo auch meine Eltern wohnen. Das ist eine gute Gelegenheit, die Woche aufzuarbeiten und die nächste vorzubereiten. Mein Mann arbeitet ebenfalls Teilzeit, schaut an seinen freien Tagen zur Tochter und übernimmt einen Grossteil des Haushalts. Am Samstag bleibt Zeit für Hobbies und der Sonntag ist Familientag. Natürlich geniessen wir auch abends die Zeit als Familie.

Annette Vogel sitzt mir ihrer Tochter auf einer Schaukel.

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Wie sieht ein Home-Office-Tag im Wallis mit deiner Tochter aus?

Meistens reisen wir bereits am Donnerstagabend ins Wallis. Am Freitag, beginne ich um 6 Uhr zu arbeiten. Meine Tochter schläft meistens bis ca. 8 Uhr und dann ist für mich Zeit für ein gemeinsames Frühstück. Danach kümmern sich meine Eltern um sie, ich kann mich zurückziehen und werde am Mittag noch bewirtet. Das Haus ist zweistöckig, so kann ich mich voll der Arbeit widmen. Gegen 18 Uhr mache ich Feierabend.

Wie gelingt dir die Abgrenzung zwischen Geschäft und Privatem?

Die beiden Nachmittage mit meiner Tochter sind heilig. Meine Aufmerksamkeit gehört in dieser Zeit 100% ihr. Handy und Laptop sind dann weg, sodass ich mich nur auf sie konzentrieren kann. Wenn ich dies nicht so strickte trennen würde, wäre es für alle Beteiligten frustrierend und ich könnte niemandem gerecht werden.

Gibt es ein Geheimrezept für euer Familienmodell? 

Es ist eine Sache der Organisation und mein Mann und ich ziehen am selben Strick. Jeder hat seine Stärken und bringt diese im Alltag ein. Zudem scheint mir wichtig, dass beide mit einem Fuss im Berufsleben bleiben.

Der Mann vom Annette Vogel beim Spielen mit der Tochter.

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Welches sind die grössten Herausforderungen?

Es ist nicht immer ganz einfach, dass man an alles denkt und die Terminkoordination im Griff hat. Mein Mann und ich führen einen gemeinsamen Kalender, der Klarheit schafft. Wenn alles wie gewohnt läuft, ist es kein Problem. Sollte doch mal etwas Unvorhergesehenes dazwischenkommen, braucht es Flexibilität, Spontanität und Verständnis. Zudem haben wir in unserem Familien- und Freundeskreis einige Leute, die gerne auch mal spontan unsere Tochter hüten. Es gibt immer eine Lösung.

Was wünschst du dir für die Zukunft bezüglich Gleichstellung von Mann und Frau?

Wenn ich geschäftlich unterwegs bin, werde ich oft gefragt, wo denn die Kleine sei. Meinem Mann wird diese Frage nie gestellt. Ich wünsche mir, dass das veraltete Bild «Frau schaut zu den Kindern und Mann bringt Geld nach Hause» nun definitiv der Vergangenheit angehört und die Gleichstellung in allen Belangen gelebt wird.

Die Post schafft Rahmenbedingungen, die es ihren Mitarbeitenden erlauben, verschiedene Lebensbereiche selbstverantwortlich miteinander zu verbinden. Dazu gehören unter anderem die Work-Smart-Initiative (modernes, flexibles Arbeitsmodell), die finanzielle Unterstützung bei externer Kinderbetreuung oder die Beratung bei der Pflege von Angehörigen.

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verfasst von

Mirjam Liechti-Balmer

HR-Marketing