Unser Engagement, Corona

«Wo wir die Spendengelder einsetzen, wird jetzt noch genauer beobachtet»

Roland Thomann ist Direktor der Glückskette und erklärt, was mit den Corona-Spenden passiert. Allein die Post hat der Glückskette aus dem Erlös der Briefmarke «COVID-19 Solidarität» bisher mehr als eine Million Franken überwiesen.

Simone Hubacher

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Roland Thomann, Direktor der Glückskette

Was heisst Corona für Sie, die Glückskette?

Die Coronavirus-Pandemie bedeutet für uns Herausforderung und Chance gleichermassen. Erstmalig haben wir es in der Schweiz mit einer Krise zu tun, die die ganze Schweiz trifft und es ist eine der grössten Sammlungen seit langem. Wir fühlen uns der Bevölkerung in der Schweiz verpflichtet, auch weil sie sich in so vielen Situationen solidarisch für andere gezeigt hat, Hilfe zu leisten. Dabei können wir uns trotz der grosszügigen Spendensumme leider nur auf diejenigen Menschen konzentrieren, die durch alle sozialen Netze fallen. Herausfordernd war es, alle Abläufe neu zu erfinden, denn wir hatten ein solches Szenario nicht vorausgesehen. Eine Spendensammlung in der Schweiz ist zudem immer mit sehr grosser Emotionalität verbunden und wo wir die Spendengelder einsetzen, wird noch genauer beobachtet und kontrovers diskutiert. Deshalb wird unsere Arbeit weiterhin sehr intensiv bleiben.

Welche neuen Probleme für die Glückskette sind in der Schweiz dadurch aufgetaucht?

Im Fall einer Naturkatastrophe in der Schweiz arbeitet die Glückskette mit den bewährten Partnern Caritas Schweiz und Schweizerisches Rotes Kreuz zusammen. Aber hier handelt es sich – insbesondere nach der Bewältigung der Gesundheitskrise – auch um finanzielle und soziale Folgen für vielfältige Zielgruppen. Damit die Glückskette schnell und möglichst diversifiziert helfen kann, hat sie sich schnell nach weiteren nationalen Partnern umgesehen. Neben nationalen Partnern unterstützen wir auch lokale Organisationen, damit Soforthilfe, Überbrückungshilfe, Lebensmittelhilfe und Sozialhilfe in der Schweiz geleistet werden können. Dieses Dispositiv aufzustellen – Stand Mitte Mai arbeiten wir mit über 100 Organisationen zusammen! – ist eine sehr grosse Herausforderung für die Glückskette. 

Wie erleben Sie diese Wochen?

Das gesamte Team der Glückskette arbeitet seit dem 16. März zu Hause und hat damit die längste Spendenaktion und den nationalen Sammeltag in der Geschichte der Glückskette unter ganz anderen Vorzeichen organisieren müssen. Das war auch logistisch eine grosse Herausforderung und nur möglich Dank einem eingespielten Team, das digital schon gut aufgestellt war und sich noch weiter digitalisiert hat. Ausserdem war die Solidarität der Bevölkerung in der Schweiz für die Schweiz natürlich enorm gross und deshalb auch für alle Mitarbeitenden der Glückskette stark spürbar und gleichzeitig also sehr motivierend.

Glückskette: Das starke Team hinter dem Chef
Glückskette: Das starke Team hinter dem Chef

Warum ist es wichtig, dass die Schweiz hier hilft?

Die Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga hat es anlässlich des Nationalen Sammeltages sehr passend zusammengefasst: «Wir brauchen Solidarität und Unterstützung und es braucht auch Mittel und Organisationen, die den betroffenen Menschen in dieser Situation jetzt wirklich beistehen können.» Wir sammeln Spenden für die Menschen, die aufgrund der Corona-Pandemie in eine Notlage geraten und durch die sozialen Netzwerke fallen und weder Hilfe von Gemeinden, Kantonen oder dem Bund erhalten. Die unterstützten Projekte müssen also die Leistungen der öffentlichen Hand und der Versicherungen ergänzen und sind dort gefragt. Der nationale Solidaritätstag und die wochenlange Spendensammlung hat den Betroffenen gezeigt, dass sie nicht vergessen werden.

Die ersten Gelder, auch die der Post – sie überweist monatlich – sind geflossen. Wie rasch gelangt es zu den Bedürftigen?

Die Glückskette hat am 23. März mit der Spendensammlung begonnen und hat schon am 27. März über 1 Million Franken an Caritas Schweiz und das Schweizerische Arbeiterhilfswerk überwiesen. Seither sind – Stand Mitte Mai – über 10 Millionen Franken an die nationalen und lokalen Organisationen geflossen. Rund weitere 5 Millionen stehen kurz vor der Auszahlung.

verfasst von

Simone Hubacher

Redaktorin

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