Unser Engagement

Neue Ausstellung im Museum für Kommunikation: nur keine Hemmungen!

Hemmungen begleiten uns, ob wir wollen oder nicht. Wie sie uns prägen, ärgern und schützen, zeigt die neue Wechselausstellung im Museum für Kommunikation.

Lea Freiburghaus

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Älteres Paar tanzt über die Ausstellungsbühne.
Heisse Ohren, rote Wangen: Der Auftritt auf der Bühne lässt die Wenigsten kalt. (Copyright: Yoshiko Kusano)

Ihr Gegenüber hat Essensreste in den Zähnen. Was tun Sie? Sie schweigen peinlich berührt und hoffen, dass das Versehen unbemerkt bleibt. Sie geben sich einen Ruck und machen die Person auf den Missstand aufmerksam. Egal, wie Sie sich entscheiden, die Situation löst Unbehagen aus, Sie fühlen sich gehemmt.

Kurator Ulrich Schenk tummelt sich auf der Liegewiese «seiner» Ausstellung.
Rasen bitte nicht betreten. Oder doch? Die neue Wechselausstellung im Museum für Kommunikation macht Hemmungen direkt erlebbar. Nur wer immer wieder über seinen Schatten springt, kommt durch. (Copyright: Yoshiko Kusano)

Heisse Ohren, rote Wangen, kalte Füsse

Genau damit befasst sich die neue Wechselausstellung des Museums für KommunikationTarget not accessible. Sie geht dem Phänomen der Hemmungen auf den Grund, macht Hemmungen erlebbar. In der Ausstellung werden Situationen simuliert, die im wahren Leben für unangenehme, peinliche Momente sorgen können. Wie reagieren die Besucher auf der Bühne, der Liegewiese oder in der Warteschlange? Ulrich Schenk, Kurator von «Schweinehunde und Spielverderber – Die Ausstellung über Hemmungen»: «Man kommt nicht darum herum, sich mit seinem Gegenüber und sich selbst auseinanderzusetzen.» Hinter verschlossenen Türen, an Audiostationen, vor Vitrinen mit kuriosen Gegenständen und beim Spielen lernt man viel Neues über das Phänomen der Hemmungen – und auch da bekommt man schon mal rote Wangen und heisse Ohren.

Kurator Ulrich Schenk tummelt sich auf der Liegewiese «seiner» Ausstellung.
Kurator Ulrich Schenk tummelt sich auf der Liegewiese «seiner» Ausstellung. Dort kann man slacklinen, spielen oder verweilen – alles nebeneinander, oft nicht ohne Konflikte. (Copyright: Yoshiko Kusano)

Das Museum neu erfinden

Vor gut zwei Jahren wurde das Museum für Kommunikation nach einem Grossumbau wiedereröffnet. Seither reitet es auf einer Erfolgswelle. «Unsere Kernausstellung ist konzipiert wie eine Lasagne», beschreibt es Nico Gurtner, Leiter Marketing und Kommunikation. «Erst knuspert man von der köstlichen Kruste, dann bekommt man Appetit auf mehr und taucht tiefer ein.» Das «neue» Museum ist sehr offen, interaktiv und zugänglich – Schulkinder, Familien, Kulturinteressierte und Pensionäre fühlen sich gleichermassen abgeholt. Kein Wunder steigen die Besucherzahlen stetig an, immer neue Rekorde werden gebrochen.

Internationale Auszeichnung

Nicht nur das Publikum, sondern auch die Fachwelt ist begeistert. Das Museum wurde deshalb 2019 mit dem international renommierten Museumspreis des Europarats ausgezeichnetTarget not accessible. Viel Lob von der Jury erhielt es für seine «KommunikatorenTarget not accessible» – sogenannte Gastgeber, die die Museumsbesucher abholen und auf Augenhöhe in die Ausstellungen miteinbeziehen.

Davon profitieren nicht nur die Besucher, sondern auch das Museum: «Die Kommunikatoren können wunderbar auf tagesaktuelle Geschehnisse reagieren», erklärt Nico Gurtner. «Gleichzeitig fühlen sie beim Publikum den Puls.»

Kaugummis kleben in der Ausstellung an einer grossen Wand beim Ausgang.
Nur keine Hemmungen: Kleben Sie Ihren Kaugummi ruhig hier an die Wand! Copyright: (Yoshiko Kusano)

Vom Spielverderber zur guten Freundin

Auch in der neuen Wechselausstellung spielen die Kommunikatoren eine wichtige Rolle. Sie fördern den Austausch zwischen den Besuchern, und genau davon lebt die Ausstellung. Je länger man verweilt und sich mit dem Phänomen der Hemmungen befasst, desto vielschichtiger wird es. «Ich sehe in den Hemmungen heute keinen Spielverderber mehr, sondern vielmehr eine gute Freundin», meint der Kurator. Und was tun Sie, Herr Schenk, wenn Ihr Gegenüber Essensreste in den Zähnen hat? «Heute würde ich die Person sofort darauf ansprechen.»

Die Ausstellung über HemmungenTarget not accessible ist noch bis 19. Juli 2020 zu sehen.

verfasst von

Lea Freiburghaus

Redaktorin