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Familiensache Triathlon

Locarno ist bald wieder im Triathlonfieber – wie jeden Herbst seit über 20 Jahren. Gestartet wird in sechs Kategorien, für die Kleinen gibt’s den Kids Cup. Den Tessiner Postmitarbeitender Roberto Santacroce hat es vor 5 Jahren ebenfalls gepackt: seither rennt, schwimmt und pedalt er und seine Kinder jeweils beim Grossereignis mit.

Claudia Langenegger

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Roberto Santacroce und sein Sohn Mattia fahren Rad.
Mit dem Triathlon-Fieber ist Roberto Santacroce nicht alleine – sein achtjähriger Sohn Mattia trainiert fleissig mit. Copyright: Michela Locatelli

Roberto Santacroce (45) hat an seinem Zuhause in Tenero alles: Im Lago Maggiore kann er schwimmen , in der Magadino-Ebene kilometerlang rennen und in den Hügeln ringsum mit dem Fahrrad bergauf und bergab flitzen.

Vor fünf Jahren hat der Leiter HR-Beratung Sud, der bei der Post in Bellinzona arbeitet, angefangen, Triathlon zu trainieren. Mittlerweile absolvierte er schon zwei Ironman – die Königklasse dieses Sports: 3,8 Kilometer schwimmen, 180 Kilometer radfahren und 42,2 Kilometer rennen.

Mit dem Triathlon-Fieber ist der Familienvater nicht alleine – sein achtjähriger Sohn Mattia trainiert fleissig mit. «Mir gefällt vor allem das Radfahren», sagt der Kleine, seine Kulleraugen leuchten. Er beisst in das feine Stück Apfelkuchen, das seine Mutter gebacken hat. Neben ihm sitzt seine elfjährige Schwester Giada, die aufmerksam zuhört, was ihr Bruder erzählt.

Die Familie Santacroce.
Ferien und Rennen kombiniert die Familie. «In Norwegen gibt’s einen Ironman, willst Du nicht teilnehmen?» fragt Robertos Frau Annalisa. Copyright: Michela Locatelli

Ein Hauch Italianità

Das Wohnzimmer mit offener Küche ist in adrettem Weiss möbliert. Das Haus liegt in den Weinreben von Tenero, es hat ein Stück grüner Rasen, eine kleine Pergola, blühender Oleander, der Blick geht auf den Monte Tamaro, den See und die Dächer von Tenero mit dem weitläufigen Sportzentrum am Ufer. 
«Am Mittwoch und Samstag trainiere ich dort im Centro Sportivo», erzählt Mattia. Dabei begleitet ihn jeweils Papà. «Ich fahre ihn runter, gehe dann auch gleich trainieren und hole ihn wieder ab», erklärt Roberto.

Velo statt Fussball

Früher spielte er Fussball, bis er dabei beide Kreuzbänder riss. «Ich fing mit Radfahren an, das war gut für die Knie.» Als ihn ein Arbeitskollege von PostFinance fragte, ob er am Mittag jeweils joggen käme, war er dabei. «Es fehlt nur noch das Schwimmen, fand ein Bekannter von mir, der im Tri Team Ticino trainierte», erinnert sich Roberto Santacroce. «Er fand, ich solle doch auch Triathlon machen.»

Mit Freude am Wettkampf

Als der Familienvater vor fünf Jahren zum ersten Mal am Triathlon im benachbarten Locarno teilgenommen hat, sind auch gleich seine Kinder Mattia und Giada gestartet – auf der Kurzstrecke für Kids. 

«Aber zum Trainieren reicht mir die Zeit nicht», meint die quirlige Giada mit den haselnussbraunen Augen. Ihre Sportarten sind Gymnastik und Reiten. Und Mamma Annalisa (39) – geht sie manchmal mit ihrem Mann joggen? «Nein», sagt die Tessinerin lachend. «Ich habs versucht, aber das ist nichts für mich.»
Wenn schon Sport, dann geht sie gerne reiten.

Roberto Santacroce und sein Sohn Mattia im Garten vor dem Haus.
Tenero bietet Roberto Santacroce alles was er braucht: Im Lago Maggiore kann er schwimmen, in der Magadino-Ebene rennen und in den Hügeln ringsum mit dem Fahrrad flitzen. Copyright: Michela Locatelli

Keine Einzelkämpfer

Der Triathlon ist bei Santacroces dennoch Familiensache. «Wenn ich an einem Rennen teilnehme, kombinieren wir dies jeweils mit einem Familienausflug oder mit Ferien», sagt Roberto. Beim Halb-Ironman (70.3) in Rapperswil gabs einen Wochenendausflug mit Besuch des Kinderzoos, der Wettkampf in Schweden vor zwei Jahren bildete der Start ihrer Sommerferien.

Und weil es ihnen in Skandinavien so gut gefallen hatte, fand Annalisa: «In Norwegen gibt’s einen Ironman, willst Du nicht teilnehmen?» Ihr Mann fand: Warum nicht? Sie buchte die Ferien und er fing an, hart zu trainieren: während sechs Monaten an sechs Tagen die Woche rennen, radfahren und schwimmen. Wöchentlich zwischen 7 und 15 Stunden.

Verrückter Sport

«Mir gefällt die Abwechslung», erklärt Roberto. Die sportliche Vielfalt nennt er auch als Grund, warum er Triathlon macht. «Man muss auch ein bisschen verrückt sein, um Triathlon zu betreiben, nicht?», findet Annalisa und ihr Mann lacht zustimmend. «Ja, wenn ich im Winter jeweils im Garage auf dem Standvelo meine Kilometer abspule, findet meine Familie jeweils, ich sei ein Hamster» (Faccio il criceto), erzählt Roberto belustigt.

Alles unter einem Hut

Robertos Training ist intensiv, doch er trainiert hauptsächlich frühmorgens, am Mittag und am Wochenende.
«Er ist immer für die Kinder da», sagt Annalisa und sie findet es toll, dass ihr Mann ein besonderes Interesse hat. «Das ist wichtig im Leben – ob die Faszination nun für Malerei oder Jogging ist, das ist völlig egal.» Und: «Ich weiss, wie es ist, den ganzen Tag im Büro zu arbeiten. Da braucht man einen Ausgleich.»

verfasst von

Claudia Langenegger

Redaktorin