Hintergründe

«Hans Ernis Kunst sollte immer auch in der Gesellschaft wirken»

Hans Erni hat für die PTT im Jahr 1970 vier monumentale Wandteppiche gestaltet. Anlässlich des 40-jährigen Jubiläums des Hans Erni Museums schenkt die Post die Teppiche dem Museum. Interview mit dem Museumsdirektor Heinz Stahlhut.

Claudia Iraoui

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Die Wandteppiche zeigen mit den vier Motiven Brief, Luftpost, Echosatelliten und Monteure vier zentrale Betätigungsfelder der PTT in der Informationsübermittlung einer modernen Gesellschaft.
Jeder der 4 Teppiche umfasst die monumentalen Masse von 260X850 cm und besteht aus geknüpfter und geschorener Wolle.

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Die Wandteppiche zeigen mit den vier Motiven Brief, Luftpost, Echosatelliten und Monteure vier zentrale Betätigungsfelder der PTT in der Informationsübermittlung einer modernen Gesellschaft

Heinz Stahlhut, Leiter Hans Erni Museum
Heinz Stahlhut, Leiter Hans Erni Museum

Das Hans Erni MuseumTarget not accessible feiert dieses Jahr sein 40-jähriges Jubiläum. Die Post hat sich daher entschieden, 4 Hans Erni Wandteppiche als Schenkung dem Museum zu übergeben. Wie kam es dazu?

Die Teppiche konnten in den Gebäuden der Post nicht mehr platziert werden. Deshalb hat die Leiterin der Kunstsammlung der Post das Hans Erni Museum kontaktiert und angefragt, ob wir interessiert wären, diese als Schenkung zu übernehmen. Als die Institution für das Sammeln, Bewahren, Forschen und Vermitteln von Ernis Werk ist das Museum selbstverständlich prädestiniert, diese aussergewöhnlichen Werke zu übernehmen.

Welche Bedeutung haben die Teppiche im Rahmen von Ernis Lebenswerk?

Hans Erni hat in seinem langen Leben zahlreiche Werke für den öffentlichen Raum geschaffen. Der Werkkatalog dieser Arbeiten umfasst über 100 solcher Werke. Darunter befinden sich Wandmalereien, Reliefs, Glasmalereien, Skulpturen, Mosaike und eben auch einige Wandteppiche, von denen die für die damalige PTT Generaldirektion geschaffenen Exemplare die grössten sind. Insofern kommt ihnen im Werk des Künstlers eine herausragende Bedeutung zu.

Was ist ihr kulturhistorischer Wert?

Für Hans Erni sollte ein Kunstwerk nie nur Selbstzweck sein. Seine Kunst sollte immer auch in der Gesellschaft wirken, Position beziehen – eine Haltung, mit der er sich gerade beispielsweise in der Zeit des Kalten Krieges in der Schweiz nicht nur Freunde gemacht hat. Die Wandteppiche sind aber auch Dekoration im besten Sinne. Denn Ernis Werk steht ja in der Tradition der Klassischen Moderne, die die Gattungsgrenzen zwischen Hochkunst und Gestaltung überwinden wollte, um nicht im geschützten Raum des Museums zu verbleiben, sondern in und auf die Gesellschaft zu wirken.  

Auf was beziehen sich die Sujets der 4 Teppiche?

Die Wandteppiche zeigen mit den vier Motiven «Brief», «Luftpost», «Echosatelliten»  und «Monteure» vier zentrale Betätigungsfelder der PTT in der Informationsübermittlung einer modernen Gesellschaft. Erni bildet diese Themen aber nicht einfach im Sinne eines plumpen Realismus ab, sondern findet mit den Figuren in idealer Nacktheit und seiner abstrahierenden Bildsprache eingängige Symbole für die genannten Vorgänge und Tätigkeiten.  

Die Teppiche sind monumental. Wo und ab wann werden die Teppiche ausgestellt?

Das Hans Erni Museum präsentiert in seinem Erdgeschoss schon seit einiger Zeit Objekte aus den Sammlungen des Verkehrshauses der SchweizTarget not accessible, auf dessen Gelände sich das Hans Erni Museum auf Wunsch des Künstlers befindet, um so die Verbindung zwischen den beiden Institutionen augenfällig zu machen. Im kommenden Jahr werden dort die Wandteppiche mit Objekten aus dem Bestand des Verkehrshauses aus den Bereichen Post und Kommunikation präsentiert, um einmal mehr die Verwandtschaft zwischen den beiden Museen zu verdeutlichen. 

Fernsehbeitrag aus dem Jahre 1970: Hans Erni präsentiert und erklärt die vier Wandteppiche (14.10.1970, «Antenne», Produktion © 1970 mit freundlicher Genehmigung SRF).

Fernsehbeitrag aus dem Jahre 1970: Hans Erni präsentiert und erklärt die vier Wandteppiche (14.10.1970, «Antenne», Produktion © 1970 mit freundlicher Genehmigung SRF).

verfasst von

Claudia Iraoui

Channel Manager Digital