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«Es wird gesägt, gefräst und geleimt»

Das neue Mobiliar der rund 300 modernisierten Filialen der Post wird im Emmental gefertigt. Ein Besuch in der Schreinerei Röthlisberger in Schüpbach.

Sandra Gonseth

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Baumstämme sieht man keine. Aber jede Menge Paletten mit Spanplatten stehen vor der Schreinerei RöthlisbergerTarget not accessible in Schüpbach BE. Der Betrieb liegt gleich neben der Dorfmühle und am Ufer der Emme, die sich sanft durch die Landschaft schlängelt.

Staubsauger und Sprühnebel

Die Möbel werden in einer grossen Produktionshalle gefertigt. Es ist laut hier. Die meisten Mitarbeitenden tragen Ohrstöpsel. Um die Luft so emissionsarm wie möglich zu halten, saugen grosse Rohre die Restholzpartikel beim Fräsen und Sägen in ein Silo. Der ganze Raum ist mit einer Befeuchtungsanlage bestückt, die kontinuierlich einen feinen Sprühnebel abgibt. «Wir haben eine konstante Luftfeuchtigkeit von 48 Prozent», erklärt Adrian Röthlisberger. Zusammen mit seinem Bruder Christoph, Cousin Stefan Röthlisberger sowie Andreas Meister leitet er den Familienbetrieb in der dritten Generation. Was vor 80 Jahren mit einer Wagnerei begann, ist heute eine der grössten Individualschreinereien der Schweiz.

Kein Schnickschnack

 «Insgesamt produzieren wir über 150 verschiedene Einzelteile», erklärt Stefan Röthlisberger. Darunter Möbel wie die Postbar – das Prunkstück der Serie -, aber auch Regale, Trennwände oder Schallschutzvorrichtungen aus recyceltem PET. Alle Möbel müssen sich nahtlos in die vorhandene Architektur der einzelnen Filialen einfügen. «Die Post will kein Schnickschnack, sondern eine zeitlose und zweckgerichtete Möblierung.» Es ist der bisher grösste Auftrag für den Emmentaler Betrieb, der in der Region mit 120 Mitarbeitenden und 20 Temporärstellen eine wichtige Arbeitgeberfunktion hat.

Handarbeit gefragt

Im Planungsbüro sitzt Stefan Vifian, Projektleiter C-Technologie, vor seinem Computer. Hier entstehen aus einer einfachen Skizze die dreidimensionalen Pläne für die Möbelserie der Post. «Jede Bohrung und jede Fräsung ist vermerkt», erklärt der Fachmann. Die Pläne sind die Grundlage für alle weiteren Arbeitsschritte in der Produktion. Dort ist trotz hoher Automatisierung auch Handarbeit gefragt: Die Schreinerin Leonie Baumann setzt gerade die letzten Teile der Postbar zusammen. «Es passt alles haargenau», freut sie sich. Jetzt fehlt nur noch der Poststempel. Diesen bringt Oberflächenspezialist Ruedi Geissbühler mit einer Schablone und schwarzer Farbe an. Nach einer halben Stunde entfernt er sachte alle Folienteile. Ein wunderbares Motiv kommt zum Vorschein und gibt der Postbar den letzten Schliff.

Copyright: Annette Boutellier, Daniel Winkler

«Es wird gesägt, gefräst und geleimt»

verfasst von

Sandra Gonseth

Redaktorin