Hintergründe

Junge Generationen: «Wenn der Chef oder das Team nicht cool sind, gehen die Jungen lieber»

Yannick Blättler, Experte der Generation Z, weiss, wie die Jungen ticken. Nämlich ganz anders. Firmen sollten sich deshalb schon heute mit den aktuellen Trends auseinandersetzen.

Sandra Gonseth

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Yannick Blättler hält ein Handy und ein Laptop in den Händen und lächelt.
Yannick Blättler (26) hat einen Master in Business Innovation und wohnt in Hergiswil (NW). Mit seiner Firma Neoviso berät er Unternehmen im Umgang mit jungen Mitarbeitenden und Kunden. Privat ist er gerne auch mal offline. Mit ehemaligen Studienkollegen hat er einen Kochclub gegründet. Bei jedem Treffen wird ein neues Produkt getestet wie Olivenöl, Wein oder auch mal ein Guetzli. (Copyright: Monika Flückiger)

Sie sind 26 Jahre jung und haben bereits eine eigene Firma. Ist das typisch für Ihre Generation?

Absolut! Wir wollen uns selber verwirklichen und zwar mit Themen, die uns interessieren. Ich habe bereits während des Studiums gemerkt: Es gibt bezüglich Lebenswelten, Verhaltensweisen und Interessen grosse Unterschiede zwischen jungen und älteren Menschen. Deshalb habe ich eine FirmaTarget not accessible gegründet und berate Unternehmen im Umgang mit der Generation Z.

Wie ticken denn die Jungen?

Wichtiger als Karriere und Geld sind Sinn und Inhalt der Arbeit. Wenn der Sinn fehlt, kann keine Firma dieses Manko mit Geld kompensieren. Der Verdienst ist zwar für den Lebensunterhalt auch wichtig, steht aber nicht an erster Stelle.

Was muss genau Sinn machen?

Junge Menschen wollen für eine Vision arbeiten und nicht für Geschäftsziele. Man muss ihnen klar aufzeigen, wohin der Weg geht und weshalb ihr Job für die Zukunft des Unternehmens wichtig ist. Zudem erwarten die Jungen auch Flexibilität in Sachen Arbeitsformen. Ein Arbeitgeber sollte beispielsweise längere Reisen unterstützen.

Aber es kann ja nicht jeder kommen und gehen, wann er will …

Natürlich nicht. Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Ein Hotelkoch kann das sicher nicht, weil er feste Arbeitszeiten hat. Aber man kann ihm Flexibilität auf einem anderen Niveau bieten. Zum Beispiel eine Jahresarbeitszeit vereinbaren, damit er ein paar Wochen am Stück frei nehmen kann, oder einen Jobtausch mit einem Partnerhotel vereinbaren.

Die Absprungrate bei Jungen ist hoch. Lohnt sich da überhaupt eine Investition?

Die erste Arbeitsstelle ist der ideale Zeitpunkt, um die junge Generation abzuholen: Sie haben viele tolle Ideen und sind sehr motiviert. Man sollte ihnen schnell die Möglichkeit geben, Verantwortung zu übernehmen. Denn wenn der Chef oder das Team nicht cool ist, gehen sie lieber. Genau diese Leute haben es also in der Hand, junge Erwachsene längerfristig ans Unternehmen zu binden.

Wie begeistert man die junge Generation für ein Unternehmen?

Es wird noch fünf bis zehn Jahre dauern, bis die jüngste Generation die Arbeitswelt dominieren wird. Eines ist sicher: Sie haben andere Arbeitsweisen und andere Denkweisen. Deshalb sollte sich ein Unternehmen schon heute mit den aktuellen Trends auseinandersetzen.

Wie sehen diese Trends aus?

Momentan total angesagt ist TikTok, eine videobasierte Plattform. Ein Unternehmen sollte auf den Plattformen präsent sein, die auch die Jungen nutzen – aktuell sind das sicher Instagram oder Snapchat. Es genügt nicht mehr, nur mit der Marke präsent zu sein. Um Junge abzuholen, müssen Geschichten erzählt werden.

Wie sieht Ihre Idealvorstellung als Postkunde aus?

Ich frage meine Sprachassistentin Alexa beim Zähneputzen, wann mein Paket heute geliefert wird. Sie sagt mir, das Paket wird um 11 Uhr geliefert, weil ich vorher noch einen Sitzungstermin habe. Solche Gedankengänge finde ich spannend. Sie sollten aber nicht nur in Innovationszentren ausgetauscht, sondern auch von Entscheidungsträgern angegangen werden.

So ticken junge Kunden

  • Sofort: Alles muss schnell gehen.
  • Flexibel: Sie wollen sich nicht binden.
  • Klar: Einfache, kurze und prägnante Sprache.

So ticken junge Mitarbeitende

  • Die Arbeit muss Sinn machen.
  • Chefs und Teams müssen Inspiration bieten.
  • Flexibilität bezüglich Arbeitszeiten/Arbeitsformen.

verfasst von

Sandra Gonseth

Redaktorin

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