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«Der Preis eines Neukaufs widerspiegelt nicht die wahren Kosten des Produktes»

Die Post will mit innovativen Angeboten eine widerstandsfähige Infrastruktur aufbauen und damit eine echte Kreislaufwirtschaft ermöglichen. Raphael Fasko, Bereichsleiter bei Rytec Circular, einem führenden Schweizer Kompetenzzentrum für angewandte Kreislaufwirtschaft, unterstützt das Unternehmen dabei.

Claudia Iraoui

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Raphael Fasko, Bereichsleiter bei Rytec Circular
Ist Kreislaufwirtschaft mehr als nur Recycling?

Ja. Den grössten Nutzen für die Umwelt erzielen wir, wenn wir die «inneren Produktkreise» schliessen – also Produkte reparieren und weiter einsetzen, sie nicht entsorgen, sondern weitergeben. Wenn das nicht mehr geht, können die Produkte oder Komponenten aufbereitet und modernisiert werden. Hier liegen auch grosse ökonomische Möglichkeiten für Unternehmen. Erst wenn diese inneren Produktkreise ausgereizt sind, sollte ein Produkt vollständig zerlegt, die Materialien getrennt und rezykliert werden.

Im Bereich Recycling steht die Schweiz ja recht gut da. Wie weit ist sie denn in der Kreislaufwirtschaft

Ich denke, dass die Schweiz noch einiges an Potenzial hat. Unsere hohen Lohnkosten machen Reparaturen relativ teuer. Und wir leisten uns oft unnötig früh neue Produkte. Andere Gesellschaften reizen die Nutzungsdauer ihrer Produkte viel stärker aus. Wir gehören auch weltweit zu den Top-Abfallproduzenten pro Kopf.

Welche Branchen oder Produkte haben denn in der Kreislaufwirtschaft ein besonders grosses Potenzial oder sind schon auf gutem Weg?

Besonders fortgeschritten ist die Automobilbranche. Dort ist das Remanufacturing von Komponenten seit Jahrzehnten etabliert. Lukrative Möglichkeiten für Kreislaufmodelle liegen auch in hochpreisigen Investitionsgütern wie Möblierung oder IT-Ausrüstung. Hier gibt es schon sehr interessante Lösungen wie Produkte als Dienstleistung und die Aufbereitung oder den Wiedereinsatz von Produkten. 

Raphael Fasko. Er hält einen Laptop in den Händen und lacht.
Wie können Konsumentinnen und Konsumenten direkt an der Kreislaufwirtschaft teilnehmen? 

Jede und jeder Einzelne kann einen Beitrag leisten, indem wir Produkten ein zweites Leben schenken durch Reparatur, Wiedereinsatz oder Weiterverkauf. Seien wir ehrlich: Eine Reparatur mag auf den ersten Blick teurer erscheinen. Das ist aber nur so, weil wir die Umweltschäden der Produktion nicht mit dem Produktepreis bezahlen. Der Preis eines Neukaufs widerspiegelt nicht die wahren ökologischen und sozialen Kosten des Produktes.

Das erfordert ein Umdenken von jedem Einzelnen.

Richtig. Wir können der Wegwerfgesellschaft nur entgegensteuern, indem wir freiwillig bereit sind, für eine Reparatur etwas mehr zu bezahlen und die Produkte weniger häufig zu ersetzen. Und wie können Unternehmen einen Wandel der Wegwerfgesellschaft fördern? 
Zum Beispiel indem sie den Kunden ihre Produkte nicht zum Kauf anbieten, sondern zur Langzeitmiete oder als Dienstleistung und eine Rückholung der Produkte vereinbaren. So bleiben sie Eigentümer der Produkte und können ihnen ein zweites Leben geben. Das lohnt sich auch ökonomisch.

Inwiefern? 

Mit diesem Modell können Unternehmen in die Entwicklung von langlebigeren Produkten investieren und durch zusätzliche Vermietungsjahre direkt profitieren. In einem Verkaufsmodell ist das nicht möglich.

Und was kann die Post im eigenen Betrieb leisten?

Die Post selbst kauft und nutzt grosse Mengen an Produkten und Maschinen. Hier ist es wünschenswert, dass alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden, um Produkte möglichst lange im Einsatz zu halten oder ihnen ein zweites Leben zu geben. Sie kann auch bei der Beschaffung Kriterien an die Kreislauffähigkeit von Produkten stellen und solche Anbieter bevorzugen.

verfasst von

Claudia Iraoui

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