Hintergründe

Der Fahrplan – vom gedruckten Kursbuch zur schnellen App

Am 13. Dezember ist Fahrplanwechsel. Die App spuckt den Reisenden heute innert zwei, drei Sekunden selbst komplexeste Verbindungen aus. Noch vor zwei Jahrzehnten dominierte das gedruckte Kursbuch. Das erste Exemplar erschien im Sommer 1892.

Katharina Merkle

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Das Kursbuch aus 1906.

In braunes Leder eingebunden und mit Schnörkeln versehen: so sah das erste gedruckte «Postkursbuch der Schweiz» aus. Erschienen ist es im Sommer 1892, Herausgeberin war die schweizerische Oberpostdirektion. Das Buch wird, zusammen mit sämtlichen je erschienenen Schweizer Postkutschen- und Postauto-Fahrplänen, im PTT-ArchivTarget not accessible in Köniz BE aufbewahrt. In dieser gekühlten und entfeuchteten Halle im Untergeschoss eines unauffälligen Industriegebäudes lagern zahllose wichtige Dokumente aus der Geschichte des ÖV der Schweiz. Dazu gehören auch die Vorläufer der Kursbücher, die Kurskarten. Sie zeigten, filigran von Hand auf der Schweizerkarte gezeichnet, die angebotenen Verbindungen der Postkutschen und einzelner Eisenbahn- sowie Schiffslinien auf. Die erste gesamtschweizerische Kurskarte erschien 1850. Zur Unterscheidung wurden dort die Reisezeiten für den Vormittag in arabischen Zahlen angegeben, jene für den Nachmittag in römischen. Wer damals von Bern nach Zürich reisen wollte, musste einen ganzen Tag einplanen. Es galt damals schweizweit die «Berner Zeit». Diese unterscheid sich von der Zeit in den Nachbarländern, was den Fahrplan bei grenzüberschreitenden Linien weiter verkomplizierte.

Vor 115 Jahren erstes gemeinsames Kursbuch

Das erste gemeinsame «Offizielle Schweizerische Kursbuch» der Post und der SBB erschien am 1. Oktober 1905. Es enthielt die Fahrpläne sämtlicher Schweizer Eisenbahnen, Dampfboote und Personenposten (Pferde-Postkutschen) sowie der «Postbotenkurse» (Briefträger). Das Büchlein hatte einen gelben Einband, und die Fahrpläne waren auf dünnem, preiswertem Papier gedruckt. Ein weiterer Meilenstein ist der Start der ersten PostAuto-Linie am 1. Juni 1906. Im Kursbuch ist ersichtlich, dass diese Fahrt von der Berner Hauptpost bis zur Endhaltestelle Detligen 1 Stunde und 15 Minuten dauerte, doppelt so lange wie heute.

Seit 1989 digitale Fahrpläne

Gedruckte Fahrpläne gibt es bis heute. Der Plan, ab 2016 auf die Herausgabe zu verzichten, scheiterte am Protest der Kursbuch-Fangemeinde. Ihr Ruf wurde von den Partnerverbänden VCSTarget not accessible, IGöV Target not accessible und Pro BahnTarget not accessible erhört, welche seither die gedruckten öV-Verbindungen in Buchform herausgeben. Allerdings sind es nur die Bahn- und Schiffs- sowie ausgewählte Seilbahnverbindungen. Der Siegeszug der digitalen Fahrpläne geht derweil weiter. Im Jahr 1989 erschien der erste digitale Fahrplan auf Videotex, einem Vorläufer des Internets. 2007 gab es die erste Schweizer Fahrplan-App. PostAuto arbeitet eng mit den SBB zusammen, damit nicht nur die Reisezeiten, sondern auch die Fahrplanabfragen immer kürzer werden.

verfasst von

Katharina Merkle

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