Hintergründe

«Mit Photovoltaik-Anlagen auf eigenen Flächen können wir langfristig maximal 10% des Bedarfs decken»

Die Post stellt ihre Fahrzeug-Flotte auf alternative Antriebe um. Dadurch steigt der Bedarf an elektrischer Energie. Woher soll diese Energie kommen? Und muss man sich im Konzern Sorgen machen, weil es zu Mangellagen kommen könnte? Moritz Waelde, der die zuständige Arbeitsgruppe leitet, steht Red und Antwort.

Urs Bloch

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Photovoltaikanlage auf dem Dach einer PostAuto Haltestelle.

In letzter Zeit hat man häufig von einer möglichen Strommangellage gesprochen. Muss sich die Post Sorgen machen?

Sicher müssen wir das Thema ernst nehmen, weil die Post einen hohen Strombedarf haben und dieser in Zukunft durch die Elektromobilität noch steigen wird. Darum beteiligen wir uns selbstverständlich auch gemeinsam mit anderen Grossverbrauchern an der «Organisation für Stromversorgung in Ausserordentlichen Lagen» (OSTRAL)Target not accessible, die Bund und Stromwirtschaft ins Leben gerufen haben. Aber man muss sich bewusst sein, dass es um ein Extremszenario geht, wenn von Mangellagen die Rede ist. Die Energiespezialisten im Konzern sind deshalb noch recht entspannt.

Hat sich diese Haltung seit Ausbruch des Krieges in der Ukraine und den damit verbundenen weltweiten Folgen nicht geändert?

Die langfristigen Überlegungen zur Stromversorgung in der Schweiz haben sich nicht grundsätzlich geändert, ausser dass die Option von Gaskraftwerken jetzt sicherlich noch kritischer gesehen wird. Die aktuelle Situation zeigt uns aber noch deutlicher, dass wir dringend Alternativen zu fossilen Brenn- und Treibstoffen finden müssen und dass es dafür neben dem Klimaschutz auch handfeste ökonomische und politische Gründe gibt.

Foto von Moritz Waelde

Sie leiten eine Arbeitsgruppe, die sich mit der Energieversorgung bei der Post befasst. Welches ist derzeit eure primäre Aufgabe?

Seit letztem Jahr gibt es die «Arbeitsgruppe Energie». Sie hat als erstes die Aufgabe, für die Post eine Energiestrategie mit Fokus Stromversorgung in einem Horizont bis 2040 zu erarbeiten. Die Strategie soll bis im Herbst 2022 vorliegen.

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Welches könnten weitere Themen der Energiestrategie sein?

Erstens müssen wir uns fragen, wie sich unser Energiebedarf entwickelt, wenn wir unsere Flotte auf alternative Antriebe umrüsten und es dadurch eine Verschiebung der Energieform von Diesel zu Strom gibt. Momentan gehen wir davon aus, dass der Bedarf an elektrischer Energie um einen Faktor 3 oder 4 steigen wird. Zugleich reduziert sich der Bedarf an Primärenergie, weil Elektrizität viel effizienter ist als Diesel.

Und welches wäre ein weiterer Punkt?

Wir fragen uns auch, wie wir sicherstellen können, dass der benötigte Strom aus ökologisch nachhaltigen Quellen stammt und gleichzeitig auch ökonomisch nachhaltig, d.h. kostengünstig ist. In diesem Zusammenhang evaluieren wir beispielsweise das Potenzial der Eigenerzeugung mit Hilfe von Photovoltaik-Anlagen. Hier hat sich die Post auch in der Vergangenheit stark engagiert, so erzeugen wir bereits heute genug Strom für rund 1000 elektrisch betriebene Zustellfahrzeuge oder 2000 durchschnittliche Schweizer Haushalte. Wir sehen zwar noch ein zusätzliches Potenzial und wollen dieses nutzen, dennoch werden wir langfristig kaum mehr als 10 Prozent unseres Strombedarfs auf eigenen Flächen erzeugen können.

Das ist nicht sehr viel. Woher soll denn der Rest der Energie kommen?

Eine Idee, die wir gegenwärtig prüfen, sind sogenannte Power Purchase Agreements (PPA). Es handelt sich um langfristige Verträge mit Energieversorgungsunternehmen, die Solar-, Wind oder Wasserkraftanlagen im grossen Stil bauen und betreiben. Diese Partner garantieren uns verlässliche Energielieferungen, im Gegenzug garantieren wir ihnen die 20-jährige Abnahme zu einem Fixpreis. Solche PPA könnten auch die Nachhaltigkeitsziele des Konzerns unterstützen, denn sie haben einen viel direkteren Einfluss auf den Bau neuer, nachhaltiger Erzeugungsanlagen, als wenn man die entsprechenden Energiemengen bzw. Grünstromzertifikate am Markt beschaffen würde. Letztlich wird der Energiebezug vermutlich ein Mix sein: PPA im In- und Ausland, Eigenproduktion sowie erneuerbare Energie, die wir vom Markt beziehen.

Sind Sie zuversichtlich für die Post?

Die Herausforderungen sind sicher sehr gross – aber wir sind damit nicht allein, die Energiewende ist eine der dringlichsten Aufgaben für die globale Gesellschaft. Ich bin zuversichtlich, dass wir sie gemeinsam meistern können und dass die Post dazu ihren Beitrag leisten wird. Von allein wird das allerdings nicht passieren, darum freue ich mich, dass das Thema im Konzern und bei den externen Stakeholdern mittlerweile sehr hoch gewichtet wird und hoffe, dass wir unser Momentum beibehalten oder sogar noch steigern werden.

verfasst von

Urs Bloch

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