Unser Engagement
«Der Begriff Rhizom ist Metapher für Komplexität»
Der Berner Künstler George Steinmann wurde aufgrund seines aussergewöhnlichen Schaffens an der Schnittstelle von Naturwissenschaften, bildender Kunst und Philosophie von der Kunstkommission der Post mit einem Werkauftrag bedacht. Warum liess er sich durch einen Wurzelstock inspirieren?
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Im Rahmen ihres neuausgerichteten Kunstengagements verfolgt die Post auch weiterhin ihr Förderengagement im Bereich der zeitgenössischen Kunst. Neben Werkankäufen in Galerien und bei Kunstschaffenden unterstützt sie, in ausgewählten Fällen, Künstlerinnen und Künstler durch die Vergabe von direkten Werkaufträgen an die Kunstschaffenden.
Den Auftakt dieses speziellen Fördergefässes bildet der Werkauftrag an den Berner Künstler George Steinmann (1950, Bern).
Transdisziplinäre Kunst
George Steinmanns Arbeiten sind transdisziplinäre Arbeiten, die die komplexen Zusammenhänge in sozialen und ökonomischen und kulturellen Netzwerken des 21. Jahrhunderts sichtbar machen lassen, um ein ganzheitliches Bewusstsein zu ermöglichen. Er versteht sich aber auch als Forscher, der sich unter Anderem mit Fragen zur Nachhaltigkeit auseinandersetzt. Nach Hermann Hesse, Alberto Giacometti, Gottfried Tritten und Ilja Kabakov ist George Steinmann der fünfte Künstler, dem die Philosophisch-historische Fakultät der Universität Bern die Würde des Ehrendoktors verliehen hat. 2021 folgte Tina Turner, die diese Auszeichnung erhalten hat.
George Steinmann hat nun 2022 für die Post ein spezifisches Werk mit dem Titel «Rhizom» erarbeitet. Ein Rhizom ist in der Botanik ein meist unterirdisch oder dicht über dem Boden wachsendes Sprossachsensystem («Erdspross»). Aufgrund der meist unterirdischen Lage und der zahlreichen sprossbürtigen Wurzeln wird es oft auch Wurzelstock genannt.
Der Künstler hat nach seinen Exkursionen in die alpine Landschaft der Schweiz das Thema Anthropozän erforscht.

Kurzbericht des Künstlers
«Im Verlauf der letzten Monate habe ich sowohl in meinem Atelier wie im Feld intensiv zum Thema ‹Alpine Landschaft im Anthropozän› recherchiert. Primär auf ästhetischer-, aber auch auf (natur-)wissenschaftlicher Basis. Von besonderer Bedeutung ist der Begriff «Rhizom», der ja dem Werk seinen Titel gibt. Er ist Metapher für Komplexität. Einerseits als biologisches Phänomen, andererseits aber auch als philosophisches Gerüst für mein Werk.
In der konkreten Forschungsarbeit habe ich mich vor allem auf die Beobachtung von Ökosystemen konzentriert, die rhizomatische Strukturen aufweisen, so zum Beispiel Farne, Flechten, Schachtelhalme, Brennnesseln oder Heidelbeeren, ergänzt mit Materialien aus der Mineralwelt u.a. Calciumhydroxid aus dem Unterengadin und dem Klöntal.
Heute nun teile ich mit, dass meine Recherchen weitgehend abgeschlossen sind. Eine Anzahl von Werken ist daraus entstanden:
Diverse Studienblätter und Werke auf Papier, verschiedene Formate, alle produziert mit den oben erwähnten Naturmaterialien; und diverse Foto-Serien (Standort-Indikatoren) aus dem Alpenraum, zum Teil mit Heidelbeersaft bearbeitet.»
Aus einer Serie von 13 Werken werden sieben bei der Post im Berner Hauptsitz im 1. Stock (öffentliche Zone) platziert werden.
Rhizom
Rhizom
Rhizom
Rhizom
Rhizom
Rhizom
Rhizom
Alle Fotos: George Steinmann
Copyright: George Steinmann / Pro Litteris