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«Spielen im Dreck ist das Beste»

Jens Stuker lebt für das Rugby. Am liebsten spielt er bei Regen, wenn das Shirt richtig dreckig wird und der Boden weich ist. Mit der Schweizer U18-Nationalmannschaft gewann der Lernende bei Post Immobilien diesen Sommer die Europameisterschaften im 7er-Rugby.

Sandra Liechti

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Die Schweizer Nationalmannschaft U18- feiert den Pokalsieg der Europameisterschaften im 7er-Rugby
Das Schweizer U18-Team im 7er-Rugby gewinnt den Europameisterschafts-Pokal! (Credits: Rugby Europe)

Sechs Mal pro Woche trainieren, Montag ist Ruhetag. Jens Stuker, 18-jährig, 188 cm lang, 87 kg schwer, blond und muskelbepackt, strahlt übers ganze Gesicht, wenn er von seiner grossen Leidenschaft erzählt: Rugby. Seit er sechsjährig ist, steht er auf dem Platz mit dem Ziel, den Ball mit vollem Körpereinsatz über die Linie zu tragen und dann durchs Tor zu kicken. Das geht nur im Team: «Jeder kann sich auf jeden blindlings verlassen, das ist wie Familie», schwärmt er. Mit der Schweizer Nationalmannschaft U18 hat er diesen Sommer die Europameisterschaften im 7er-Rugby gewonnen. «Das war ein unglaublicher Moment», gibt er voller Stolz zu. Damit hat er einen seiner grossen Träume bereits mit 18 Jahren erfüllt.

Wie er zum Rugby gekommen ist? Schon sein Vater hat in der Nationalmannschaft gespielt, musste dann verletzungsbedingt seine aktive Karriere beenden, wurde Trainer und nahm seinen sechsjährigen Sohn mit zum Training. So kam der junge Jens aufs Feld und lernte den Rasen und das Spiel lieben. «Rugby ist meine Leidenschaft, mein Leben dreht sich um Rugby!»

Ein Gegner hält Jens am Bein, damit er mit dem Ball nicht weiterrennen kann.
Jens im vollen Einsatz (Credits: Rugby Europe)

Jens hat noch ein zweites Leben: Bei Post Immobilien macht er eine Sportlehre (90% Anstellung, 10% frei für den Sport) zum Fachmann Betriebsunterhalt EFZ. Auch hier gibt er vollen Einsatz. Weil – Stillsitzen liegt ihm nicht. «Ich muss mich immer bewegen, auch im Beruf.» Es gefällt ihm, am Hauptsitz der Post im Berner Wankdorf die Anlagen zu warten und mit anzupacken. «Ich habe vielfältige Aufgaben, jeder Tag ist neu und spannend, und mein Team ist super!»

Jens stapelt Stühle aufeinander und transportiert sie aus dem Auditorium des Hauptsitzes der Post im Berner Wankdorf.

Nebst Training, Wettkämpfen, der Lehre und der Berufsschule hat er wenig freie Zeit, um sie mit Familie oder Freunden zu verbringen. «Am Wochenende mache ich meistens Hausaufgaben, habe Match oder trainiere. Ausgang habe ich nicht viel. Aber das fehlt mir im Moment auch nicht», meint der Berner aus Bremgarten gelassen.

Auch bei der Arbeit liebt Jens die Bewegung.

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Wenn er Rugby beschreiben soll, fehlen ihm die fast die Worte. Jens findet es cool, dass er auf dem Feld Vollgas geben, alle Energie und vielleicht auch Frust auf eine faire Art rauslassen kann. Hartes Tackling, dynamisches Spiel – das ist Rugby. Ein gebrochener Daumen und mehrere Gehirnerschütterungen, mehr hatte Jens in zwölf Rugbyjahren nicht. Blaue Flecken, Prellungen und kleinere Verletzungen hat er aber nach jedem Training. Das gehöre einfach dazu: «Wir schenken uns nichts auf dem Feld, aber danach ist der Handshake Ehrensache.» Dass Rugby sehr respektvoller und fairer Sport ist, gefällt ihm. Am meisten gefällt es ihm aber, wenn es regnet: «Spielen im Dreck, wenn das Shirt nach dem Match so dreckig ist, dass man sieht, wie man gekämpft hat. Das ist das Beste.»


Die gegnerischen Mannschaften kämpfen um den Rugbyball.
Die stärkere Mannschaft gewinnt den «Scrum», wenn sie die Gegner nach hinten drängen kann. (Credits: Rugby Europe)

Träume hat er noch viele, «aber nume nid gsprängt», meint Jens. Sein nächstes Ziel: in der Schweiz in der obersten LigaTarget not accessible spielen. Erst dann schaut er weiter. Vielleicht Richtung Ausland. Dort ist Rugby mehr als nur eine Randsportart.

In der Serie #HumansOfSwissPost möchten wir die Geschichten der Menschen, die jeden Tag für die Post arbeiten, mit Ihnen teilen. Dabei steht nicht ihre berufliche Rolle im Vordergrund, sondern sie selbst mit ihren Geschichten, Hobbys und Leidenschaften.

verfasst von

Sandra Liechti

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