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Pflanzenkohle ist eine wichtige CO₂-Senke

Die Post will bis 2040 klimaneutral werden. Ziel ist die Vermeidung möglichst vieler Emissionen und die Neutralisierung der Restemissionen. Deswegen setzt die Post auf die innovative Technologie der Pyrolyse zur Produktion von Pflanzenkohle, wie sie seit 2020 von der Firma Inkoh AG in Maienfeld hergestellt wird. Was es mit dieser Kohle auf sich hat, erzählt Inkoh-Geschäftsführer Gion Willi im Interview.

Günseli Ünlü

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Portrait Gion Willi

Wie schätzen Sie die Rolle der Pflanzenkohle im Kampf gegen den Klimawandel ein?

Durch die dauerhafte Bindung des im Holz vorhandenen Kohlenstoffs ist Pflanzenkohle eine wichtige CO2-Senke und kann dazu beitragen, das globale Klimaziel zu erreichen. Eine entscheidende Voraussetzung dafür ist, dass der Kohlenstoff frei von schädlichen Rückständen ist. Das Herstellungsverfahren muss kontinuierlich und prozessgesteuert sein, wie es in Maienfeld praktiziert wird, dann kann die Pflanzenkohle bedenkenlos überall eingesetzt werden. Neben der Kohlenstoffsenke kann die Kohle auch dazu beitragen, den Wasserverbrauch zu senken. Mit ihr kann ein hochwertiger Wertstoff wie Aktivkohle lokal produziert werden und so auch die Abhängigkeit vom Ausland verringert werden.

Aus welchen Pflanzen wird Pflanzenkohle hergestellt?

Grundsätzlich kann Pflanzenkohle aus allen organischen Materialien wie Stroh, Grünschnitt, Nussschalen und so weiter hergestellt werden. Wir in Maienfeld verwenden ausschliesslich hochwertiges und unbehandeltes Waldrestholz, also Holzhackschnitzel aus Ästen und Restholz aus der Sägerei. Holz eignet sich aufgrund des Kohlenstoffgehalts und der Qualität besonders gut für die Pflanzenkohleproduktion.

Wie gelangt das CO2 in das Holz und wie wird es dann gespeichert?

Bäume brauchen CO2, um zu wachsen. Während der Baum wächst, nimmt er CO2 aus der Atmosphäre auf und wandelt es um in Kohlenstoff und Sauerstoff. Der Sauerstoff entweicht wieder in die Luft, der Kohlenstoff bleibt im Holz. Erst bei der Verbrennung oder Zersetzung im Wald wird der Kohlenstoff wieder in CO2 umgewandelt und gelangt zurück in die Atmosphäre. Aus drei Tonnen Holz kann circa eine Tonne Pflanzenkohle hergestellt werden. In der Kohle sind etwa 90 Prozent hochwertiger Kohlenstoff dauerhaft gebunden.

Pflanzenkohle auf der Hand

Wie entsteht die Pflanzenkohle?

Die mit der Abwärme aus dem Pyrolyseverfahren getrockneten Holzhackschnitzel werden in eine Pyrolyseanlage gegeben. Dort werden sie in einer sauerstoffarmen Umgebung erhitzt. Je nach Anwendung liegt die Temperatur zwischen 400 und 900 Grad. Die dabei entstehenden Gase verbrennen. Durch die kontrollierte Erhitzung und den Mangel an Sauerstoff beginnt das Holz zu verglühen. Die hohe Temperatur wandelt den im Holz vorhandenen Kohlenstoff in eine stabilere Form um, nämlich in Kohle.

Welche Eigenschaften hat Pflanzenkohle?

Pflanzenkohle ist wie ein Schwamm und kann das Fünffache ihres Eigengewichts an Wasser und Nährstoffen aufnehmen. Deshalb dient sie als Ausgangsstoff für zahlreiche umweltfreundliche Produkte.

Wo wird die Kohle überall eingesetzt?

Bei der Nutzung steht vor allem die Anwendung im Bereich der Landwirtschaft im Vordergrund: Die Pflanzenkohle verbessert die Dünger- und Wasserkapazität des Bodens. Eine Tonne Kohle pro Hektar kann man bedenkenlos in den Boden setzen, mehr wäre auch möglich. Dies ist aber wissenschaftlich nicht abschliessend geklärt. Dem Tierfutter beigemischt, wirkt sie sich positiv auf die Gesundheit und Verdauung der Tiere aus. Ein grosses Anwendungspotenzial ergibt sich auch im Bereich der Betonherstellung. Ein wegweisendes Anwendungsbeispiel ist KLARK-Klimabeton, der durch Beimischung von Inkoh-Pflanzenkohle Kohlenstoff speichern und langfristig binden kann. Auch in der Anwendung als Aktivkohle, deren Testphase in der Schweiz vielversprechend verläuft, liegt ein grosses Potenzial.

Als bundesnahes Unternehmen will die Post eine Vorreiterrolle in Sachen Klimaschutz einnehmen. Deshalb hat sie letztes Jahr beschlossen, ab 2030 im eigenen Betrieb klimaneutral und ab 2040 in der gesamten Wertschöpfungskette Netto-Null zu sein. Die Weichen hierfür wurden in den letzten Monaten gestellt und eine Reihe von zukunftsweisenden Massnahmen beschlossen. Mit diesen Massnahmen wird die Post bis 2040 circa 90 Prozent ihrer Emissionen vermeiden können, den Rest muss wieder sie aus der Atmosphäre entfernen und langfristig speichern. Derzeit gibt es nur wenige Möglichkeiten, die den erforderlichen Reifegrad erreicht haben, um der Atmosphäre dauerhaft CO2 zu entziehen. Die Firma Inkoh AG gehört zu den Pionieren, die eine Technologie entwickeln, um aus Biomasse hochwertige Pflanzenkohle zu produzieren.

verfasst von

Günseli Ünlü