Klima und Energie

Sie wagten nicht einmal, die Heizung einzuschalten

In der Zustellstelle Steckborn TG sind alle Zustellfahrzeuge mit Strom unterwegs. Die wichtigsten Kniffe für das ideale Fahrverhalten lernen die Pöstlerinnen und Pöstler im Fahrtraining. Ein Besuch vor Ort.

Sandra Gonseth

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Ineke de Bondt hinter dem Steuer begleitet von Markus Weidmann

«Jetzt nimmst du den Fuss noch etwas mehr vom Gaspedal, Ineke. Ja, genau so!» Markus Weidmann schenkt der Zustellerin einen anerkennenden Blick. Der gelbe Fiat E-Scudo 4×2 nimmt die Kurve auf dem Schotterweg etwas oberhalb von Steckborn TG ohne Probleme. «Wenn man nämlich zu stark beschleunigt, drehen die Räder durch. Deshalb sage ich bei den Schulungen: Drückt das Gaspedal wie mit dem grossen Zeh.»

Markus Weidmann ist Flottenverantwortlicher der Regionen Ost und Süd bei Logistik-Services (LS). Eine seiner Aufgaben: den Mitarbeitenden und Fahrzeugverantwortlichen mit dem richtigen Fahrverhalten Vorbehalte und Ängste gegenüber der neuen Technologie nehmen. Denn viele Zustellende waren bis jetzt – vor allem in ländlichen und hügeligen Gebieten – nur mit Vierradantrieb-Fahrzeugen unterwegs. «Dank gleichmässiger Gewichtsverteilung und elektronischer Hilfsmittel haben die 4×2-Elektrofahrzeuge gegenüber den fossilen Fahrzeugen jedoch viele Vorteile», betont er.

Markus Weidmann instruiert Ineke de Bondt auf einer Landstrasse

Eine grosse Umstellung

Seit letztem Herbst ist die Zustellstelle Steckborn mit vier Elektrolieferwagen und fünf Elektrorollern voll elektrisch unterwegs. «Natürlich war es vor allem im Winter eine Herausforderung, weil wir ja in der Region auch unwegsames und steiles Gelände haben», erklärt Michael Rüedi, Teamleader von Steckborn. «Zudem muss man aufpassen, dass der Unterboden, der bei den Elektronutzfahrzeugen tiefer liegt, auf Feldwegen nicht den Boden streift.»

Auch Ineke de Bondt war etwas unsicher, als sie das erste Mal in einen Elektrowagen stieg. Am Anfang kamen sie und ihre Kolleginnen und Kollegen nur noch mit 20 bis 30 Kilometer Reichweite von der Tour zurück. Sie wagten nicht einmal, die Heizung einzuschalten. Heute weiss sie, dass sie mit dem One Pedal Driving, bei dem mit nur einem Pedal sowohl beschleunigt als auch gebremst wird, Energie zurückgewinnen kann und dadurch eine viel grössere Reichweite hat.

Markus Weidmann instruiert Ineke de Bondt in einem Parcours

Sicherheit geht vor

Auch Roy Grob, Stellvertretender Leiter Distributionsgebiet Schaffhausen, ist von den Fahrzeugen, die kein CO2 ausstossen, überzeugt: «Die Fahrerinnen und Fahrer erhalten grösstmögliche technologische Unterstützung.» Zudem sei der Fahrkomfort mit der stufenlosen Automatik und dem niedrigen Geräuschpegel sehr hoch. Praktisch auch, dass die Standheizung eine halbe Stunde vorprogrammiert werden kann. Somit fällt das lästige Scheibenkratzen weg. «Aber bei aller Technologie steht die Sicherheit immer an erster Stelle», betont der Ostschweizer.

Ineke fährt jetzt am Ufer des Sees entlang und geht ein paar Meter vor dem nächsten Briefkasten vom Gas. «Nun bremst das Fahrzeug dank der Rekuperation, der Energierückgewinnung, selbst», weiss sie. Für die gebürtige Holländerin ist klar: «Mit dieser Schulung fühle ich mich um einiges sicherer. Jetzt freue ich mich sogar, die neue Fahrtechnik auch im Winter anzuwenden.»

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Strom statt Diesel

Bis 2030 will die Post ihre gesamte Zustellflotte auf Elektromobilität umstellen. Auf der Online-Karte ist der Prozentsatz der Pakete zu sehen, die mit Post-eigenen Elektrofahrzeugen zugestellt werden.

verfasst von

Sandra Gonseth

Redaktorin

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