Menschen
«Es ist wichtig, sich professionelle Hilfe zu suchen»
Am heutigen Tag der psychischen Gesundheit will Larissa Hodgson ein Zeichen setzen. Die Kundenberaterin bei der Post und aktuelle Bachelorette erzählt ihre ganz persönliche Geschichte.
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«Ich wog nur noch 35 Kilo, ich hätte sterben können.» Larissa Hodgson arbeitet beim Internationalen Kundendienst der Post und wurde als Schweizer Bachelorette bekannt. Die 29-Jährige nimmt kein Blatt vor den Mund, wenn sie über ihre Erkrankung spricht. Was mit 16 Jahren als Bulimie begann, entwickelte sich zu einer Magersucht mit Depression.
Anzeichen ernst nehmen
Sie musste ihre Tenniskarriere und die KV-Lehre abbrechen, weil die Krankheit ihren Tagesablauf bestimmt hat. Nur dank der Unterstützung ihrer Mutter und Fachpersonen ist sie aus diesem Tal aus Rückzug, Isolation und Rückfällen herausgekommen. «Es ist ganz wichtig, sich professionelle Hilfe zu suchen», weiss sie aus Erfahrung. Auch der eigene Wille spielte bei der Genesung eine wichtige Rolle. «Obwohl ich oft dachte, das schaffst du nie.»

Und wie geht es ihr heute? «Eine psychische Erkrankung begleitet einen ein Leben lang. Es ist nicht wie bei einem Beinbruch, der wieder ganz verheilt.» Sie hat Tage, die schwierig sind. Aber die Bernerin mit kanadischen Wurzeln hat gelernt, mit ihrer Vorgeschichte zu leben und nimmt erste Anzeichen ernst. «Mein Körpergefühl leidet auch heute noch, aber ich weiss, wo ich nicht mehr hinwill.» Bei einer körperlichen Erkrankung erhalte man viel Mitgefühl, bei einer psychischen Erkrankung stosse man leider oft auf Ablehnung. «Das möchte ich ändern. Deshalb spreche ich offen über meine Geschichte.»
Miteinander sprechen
Auch ihre mittlerweile 3,5 Jahre alte Tochter hat die Genesung positiv beeinflusst. Es sei aber eine Herausforderung, alleinerziehende Mutter zu sein und den 80-Prozent-Job unter einen Hut zu bringen. «Das ist schon happig, ich bin oft am Limit», sagt Larissa. «Die Post ist sehr kulant und kommt mir mit Homeoffice entgegen, dafür bin ich sehr dankbar. Wenn es mir nicht gut geht, kann ich das meiner Vorgesetzten sagen, und wir finden eine Lösung.» Zudem kann sie auch unbezahlten Urlaub für TV-Formate wie Bachelorette nehmen.
Larissa wünscht sich, dass psychische Erkrankungen kein Tabu mehr sind. Die Leute sollen offen darüber reden können. Es sei nämlich völlig ok zu sagen: Heute geht es mir psychisch nicht gut. «Dafür braucht sich niemand zu schämen.»
Die Post setzt sich für die Gesundheit ihrer Mitarbeitenden ein und bietet ihnen Unterstützung: Bei persönlichen Ängsten oder Sorgen können sich betroffene Personen zum Beispiel an die interne Sozialberatung wenden.