Menschen
Reise voller Beharrlichkeit
Das ist die Geschichte von Leul Engida. Der Mitarbeiter aus der IT-Abteilung hat auf seinem Weg zur Schweizerischen Post manche grosse Hürde überwunden.
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Leul Getnet Engida hat einen weiten Weg hinter sich. Der 27-jährige Softwareingenieur aus Äthiopien arbeitet seit einigen Monaten in der IT-Abteilung der Post. Für ihn ist sein Team mehr als nur eine Gruppe von Arbeitskolleginnen und -kollegen: «Es fühlt sich an wie eine Familie», sagt er. Dieses Umfeld gibt ihm Kraft und Motivation und hilft ihm, sein neues Leben zu meistern. «Ich bin dankbar, in einem so fürsorglichen Team zu arbeiten. Mit Anke und Elvis habe ich grossartige Führungskräfte gefunden.»
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Der Kulturschock
Es fiel ihm anfangs nicht leicht, sich an die Schweizer Kultur zu gewöhnen. «Ich hatte einen kleinen Kulturschock, als ich vor fast zwei Jahren hier ankam», gibt der junge Äthiopier zu. Die grünen Landschaften und zurückhaltenden Menschen stehen im starken Kontrast zu den geschäftigen Strassen seiner Heimatstadt Addis Abeba. Doch Leul fand Unterstützung: «Meine Freunde sind in schwierigen Zeiten für mich da», sagt er dankbar. Zwar vermisst er seine Familie und die Art, wie man in Äthiopien gemeinsam isst. Aber er hat eine Vorliebe für Schweizer Käse und die digitalen Dienste hierzulande entwickelt: «Ich liebe es, dass hier alle Dienstleistungen digital sind; man muss nie lange anstehen.»
Aufgewachsen in Addis Abeba mit Lehrer-Eltern träumte Leul nie davon, Afrika zu verlassen. «Wir waren nicht reich, aber auch nicht arm», sagt er. Leul entschied sich für ein Studium als Software-Entwickler. «Obwohl mein Vater wollte, dass ich Bauingenieur werde... Aber da die Welt digitaler wird, wusste ich, dass IT-Fachleute gefragt sein werden», erklärt Leul mit ruhiger Stimme. Doch bald nach dem Studium veränderte sich sein Leben grundlegend: mit dem Umzug in die Schweiz zu seiner Frau.
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Der Wendepunkt
Leuls Start in der Schweiz war holprig: Die Ehe zerbrach bald, und Leul wechselte mehrmals den Job, arbeitete in der Gastronomie, im Recycling und in der Demontage und war kurz auf Sozialhilfe angewiesen. «Es ist schwierig: ohne Wohnung keinen Job, ohne Job keine Wohnung.» Erschwerend hinzu kam, dass er damals kaum Deutsch sprach. Schliesslich fand er ein WG-Zimmer in Wohlen BE. Er begann, ehrenamtlich beim lokalen Programm Culinaria zu arbeiten, das Lebensmittel an Bedürftige verteilt. Und er erhielt eine unerwartete Chance: Er konnte eine Logistik-App entwickeln. „Sie haben mir die Anforderungen mitgeteilt, und ich legte los.» Seine harte Arbeit zahlte sich aus und verschaffte ihm eine 20-Prozent-Stelle, während er gleichzeitig bei Coop arbeitete.
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Gelbe Träume
Schliesslich erhielt er einen Halbjahresvertrag bei der Post. Leul arbeitet bei uns an Programmierschnittstellen, sogenannten API (Application Programming Interfaces). API dienen als wichtige Kommunikationskanäle zwischen verschiedenen Softwaresystemen. Sie ermöglichen es den Systemen, reibungslos miteinander zu interagieren. Er sorgt damit für die Sicherheit und das ordnungsgemässe Weiterleiten von Anfragen an die IT-Backend-Systeme. «Wir sind wie ein Durchlass», beschreibt er die zentrale Funktion seines Teams.
In seiner Freizeit geht Leul ins Fitnessstudio oder entspannt an schönen Orten draussen wie dem Rosengarten, dem Marzili und an der Aare. Für seine Zukunft träumt er von einer Karriere bei der Post als Senior-Entwickler, will Deutsch lernen und vielleicht noch weiter studieren. «Ich träume schon gelb», scherzt er. Leuls Weg ist nicht zu Ende. Aber mit seinem Ehrgeiz und seiner Beharrlichkeit wird er es in seiner neuen Heimat weit bringen.