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Ohne die Pöstler kein SCB-Match
Lukas Bühlmann und seine Kollegen sorgen in der grössten Hockey-Arena der Schweiz für das Eis. Die acht Eismeister sind mehrfach ausgezeichnet und bei der Post angestellt. So machen sie aus gewöhnlichem Wasser die perfekte Spielunterlage für den SCB.
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Kaum ein anderer Post-Mitarbeiter hat so viele Zuschauerinnen und Zuschauer wie Lukas Bühlmann. Regelmässig verfolgen Tausende seine Arbeit. Lukas ist Eismeister im grössten Eisstadion der Schweiz, der PostFinance Arena in Bern – und als solcher Angestellter der Post. Aber mehr dazu später. «Ich mache den Job seit sieben Jahren. Doch die Kulisse beeindruckt mich immer wieder, wenn ich mit der Eismaschine durch das ausverkaufte Stadion kurve», sagt Lukas, als wir ihn am Rand des Spielfelds zum Gespräch treffen.

«Unser Winter beginnt im August»
«Das ist unser Stolz.» Lukas zeigt auf das Eisfeld, auf dem unter anderem die ersten Mannschaften des SCB ihre Spiele austragen. Kaum zu glauben, wie viel Aufwand und Liebe zum Detail in der 30 mal 60 Meter grossen Eisfläche stecken. «Der Winter beginnt bei uns im August», erklärt Lukas. Während sich andere im Freibad tummeln, bauen er und seine sieben Eismeister-Kollegen das Eisfeld auf: Auf den Betonboden, der von der grössten Kühlanlage des Landes gekühlt wird, sprühen sie eine erste, dünne Wasserschicht zur Isolation. Dann folgt eine Art Kreide, damit das Spielfeld schön weiss grundiert ist. Anschliessend verlegen sie Stoffbahnen mit den Linien und der Werbung. Und dann beginnt der Aufbau der eigentlichen Eisfläche.
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Mit einem Feuerwehrschlauch tragen sie eine Schicht nach der anderen auf. Dabei verwenden die Eismeister rund 40-grädiges Wasser, das schneller gefriert als kaltes. Warum? Lukas zuckt mit den Schultern und lacht: «Physik.» Millimeter für Millimeter entsteht so in tagelanger Arbeit das fünf bis sechs Zentimeter dicke Eisfeld.
Die Herausforderung: Das Eis muss einerseits durchsichtig sein, damit Linien und Werbung gut sichtbar sind. Dafür braucht es enthärtetes Wasser. Ihm hat ein Filter die Mineralien entzogen. Andererseits muss das Eis robust sein, damit es all die Wettkämpfe und Trainings übersteht. Eis nur aus enthärtetem Wasser ist brüchig, weshalb Lukas und seine Kollegen vor dem Versprühen wieder etwas Leitungswasser zugeben. Die Mischung macht’s. «Das kannst du nicht aus Büchern lernen», sagt Lukas, der gelernte Zimmermann. «Dafür braucht es Erfahrung. Und jedes Eisfeld ist wieder anders.»


Darum beneiden ihn sogar SCB-Profis
Auch die Pflege des Eisfelds während der Saison ist eine Wissenschaft für sich. Ausgerüstet mit einer Bohrmaschine prüfen die Eismeister regelmässig die Eisdicke, tragen dort neues Eis auf, wo die Schicht zu dünn wurde, und hobeln Eis ab, wenn es zu trüb wird. Übrigens: Auch bei jeder Fahrt mit der Eismaschine in der Drittelspause hobeln Lukas und seine Kollegen rund 1,2 Millimeter Eis ab, das sie mithilfe von Wasserdüsen am Ende des Gefährts gleich wieder aufbauen.
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Die 8,5 Tonnen schweren und 250 000 Franken teuren Fahrzeuge sind die wichtigsten Werkzeuge im Eismeister-Alltag. Deshalb werden sie auch jeden Montag revidiert. Und alle zehn Tage werden die Hobelmesser ausgetauscht und in den Jura zum Schleifen geschickt. «Die sind so scharf, wenn du dich damit schneidest, spürst du nichts, aber blutest wie verrückt», warnt Lukas. Viele Leute würden selbst gerne mal die Eismaschine durchs Stadion steuern – manchmal frage auch ein SCB-Spieler. Aber das gehe schon rein versicherungstechnisch nicht. Und ganz so einfach, wie es aussehe, sei es nicht. Besonders die neuen Fahrzeuge mit Elektroantrieb seien richtige Kraftprotze. «Man muss gut aufpassen, dass die Maschine nicht ins Schleudern kommt. Wenn 8,5 Tonnen mal ausser Kontrolle sind, dann viel Vergnügen.»

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Was macht ein Eismeister im Sommer?
War er denn nicht furchtbar nervös, als er zum ersten Mal an einem SCB-Match mit der Eismaschine vor 17 000 Fans seine Runde drehte? «Als Freizeitmusiker war ich es mir zum Glück gewohnt, vor Leuten zu stehen. Aber ein paar im Team hatten schon ein mulmiges Gefühl vor ihrem ersten grossen Auftritt», meint Lukas und grinst. Auch in anderen Situationen am Matchtag bleibt er gelassen. Selbst wenn das Eis grob beschädigt wird? Stresst das nicht? «Stress?», fragt der Berner, als handle es sich um ein Fremdwort. Nein, das Eis stresse ihn nie. Wenn schon der Strom: «Wenn der am Matchtag irgendwo im Stadion ausfällt, geht der Puls schon kurz hoch.»
Ihr Hauptaugenmerk gilt zwar dem Eis. Aber die Eismeister sind daneben auch Hausmeister. Vieles im Stadion liegt in ihrer Verantwortung – vom Schliesssystem über Kühlanlage und Heizung bis zu Reinigungsaufgaben. Die Kontrolle über das ganze Haus haben sie über mehrere Bildschirme im Eismeister-Büro. Die grosse Aufgabenpalette erklärt auch, was ein Eismeister im Sommer macht. «Im Winter herrscht bei uns Hochbetrieb – mit Trainings und Wettkämpfen. Da steht das Team praktisch jeden Tag von morgens früh bis kurz vor Mitternacht im Einsatz.»

Nach Saisonende wird es etwas ruhiger. Dann bleibt nur auf dem Trainingsfeld Eis, dann ist die Zeit für grössere Unterhaltsarbeiten, und dann wird auch mal die Kühlanlage gewartet. «Im Sommer müssen wir gehörig aufpassen, dass wir uns nicht erkälten. Wenn es draussen 35 Grad heiss ist, ist die Versuchung gross, sich in der auf 5 Grad klimatisierten Trainingshalle abzukühlen.»

Meisterfeier mit der Mannschaft
Muss man eigentlich Hockey-Fan sein, um Eismeister zu werden? Lukas lacht: «Ich bin eher zufällig Eismeister geworden und hatte davor nie ein Hockey-Spiel live gesehen.» Auch heute ist er kein eingefleischter SCB-Fan. Wenn die Mannschaft schlecht spiele, sei er nicht traurig über das vorzeitige Saisonende, verrät Lukas. «Aber wenn sie auf dem Eis zaubern und dann noch Meister werden, ist das schon ein grossartiges Erlebnis. Das feiern wir Eismeister mit der Mannschaft und dem SCB-Staff in der Garderobe.»
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Dass die Eismeister nicht beim Club, sondern bei der Post Immobilien Management und Services AG (IMS) angestellt sind, hat nichts damit zu tun, dass das Stadion PostFinance Arena heisst. Betreiberin der Sportstätte ist die Bern Arena Stadion AG, die mehrheitlich der Stadt gehört und selbst nicht operativ tätig ist. Sie hat der Post das Mandat für den Betrieb erteilt. «Wir sind froh, dass wir Teil der Post sind», sagt Lukas. «Bessere Anstellungsbedingungen hätten wir wohl bei keinem anderen Arbeitgeber.»

Fun Facts
- Eiskunstlauf setzt dem Eisfeld mehr zu als Hockey. Die Zacken, die bei den Sprüngen ins Eis gerammt werden, hinterlassen tiefe Löcher.
- Der SCB spielt zwei Drittel lang bergab. Denn von der einen Spielfeldseite zur anderen ist ein Gefälle von 12 Zentimetern.
- 4-mal hintereinander haben die PostEismeister zuletzt beim Ice Master Award den ersten Platz für das beste Eis geholt.
Fotos: Florian Spring