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Konzernleiter ad interim: «Eine starke Post hilft allen»

Seit Frühling 2025 steht Alex Glanzmann interimistisch an der Spitze der Post. Im Interview blickt er auf seine ersten 100 Tage zurück und spricht darüber, was ihn bewegt, überrascht – und warum die Schweiz auch morgen noch eine starke Post braucht.

Carmen Fusco

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Im Rahmen der Strategie «Post von morgen» betont Alex Glanzmann die Kundenzentrierung: «Wir wollen das Kundenerlebnis über alle Kanäle hinweg weiter verbessern – durch Zuhören, Verstehen und Umsetzen.»

Alex Glanzmann, was war deine erste Reaktion, als du gefragt wurdest, ob du interimistisch CEO der Post werden möchtest?

Mein Puls schlug sofort doppelt so schnell. Einerseits war da grosse Freude über das Vertrauen in mich, andererseits auch grosser Respekt vor der Verantwortung, ein so bedeutendes und grosses Unternehmen zu führen.

Wenn du deine ersten 100 Tage in einem Wort beschreiben müsstest – welches wäre das?

Megaspannend.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei dir aus – und was darf auf keinen Fall fehlen?

Einen typischen Tag gibt es eigentlich nicht – genau das macht die Rolle so spannend. Ich bin viel in Gremien unterwegs, führe Gespräche, habe Medientermine, politische Aufgaben, bereite Entscheide vor. Fehlen darf auf keinen Fall auch die Zeit für Reflexion. Und für den Kaffee aus der Cafeteria. Dort komme ich immer wieder mit Mitarbeitenden ins Gespräch.

Was war das Überraschendste, das du bisher erlebt hast?

Überraschend war es nicht, aber ich habe nochmals deutlich gespürt, wie stark die Verbundenheit der Kundschaft, Mitarbeitenden und der Politik mit der Post ist.

Warum braucht die Schweiz auch in Zukunft eine starke Post?

Weil die Post seit jeher eine verlässliche und wichtige Partnerin für Gesellschaft und Wirtschaft ist. Sie stellt die Grundversorgung sicher und erbringt den sicheren Transport von Waren, Informationen und Personen sowie Finanzdienstleistungen. Diese verbindende Rolle wollen wir auch in Zukunft wahrnehmen – angepasst an die sich wandelnden Kundenbedürfnisse. Denn eine starke Post hilft allen Anspruchsgruppen.

Wo steht die Post aktuell?

Wir befinden uns mitten in einer Transformation. Mit der Strategie «Post von morgen» reagieren wir auf das sich verändernde Marktumfeld und die Entwicklung der Kundenbedürfnisse. Wir haben bereits diverse wichtige Massnahmen umgesetzt, zum Beispiel die Zusammenführung von PostMail und PostLogistics, zwei Preismassnahmen, Effizienzsteigerungen, Verbreitung unseres Angebots und die Roadmap bezüglich der Erreichung unserer Nachhaltigkeitsziele. Herausfordernd bleibt das Thema Wachstum bzw. Ertragssteigerung – hier sind weitere Anstrengungen nötig.

Was ändert sich mit der Strategie «Post von morgen» für die Kundinnen und Kunden?

Ein klarer Fokus liegt auf der Kundenzentrierung. Wir wollen das Kundenerlebnis über alle Kanäle hinweg weiter verbessern – durch Zuhören, Verstehen und Umsetzen.

Alex Glanzmann bei einem Anlass mit Mitarbeitenden
«Der Dialog mit unseren Mitarbeitenden ist für mich eine Herzensangelegenheit», Alex Glanzmann bei einem Anlass mit Mitarbeitenden in Zürich-Mülligen.

Kommt bald nur noch digitale Post?

Nein. Die physische Post ist nach wie vor ein wichtiger Teil unseres Geschäftsmodells und wird es auch bleiben. Gerade in der Briefpost wird es aber vermehrt zu einer Kombination der physischen und digitalen Welt kommen. Da haben wir als Post eine hervorragende Ausgangslage, diese Kanäle entsprechend zu orchestrieren. Stets entlang unseres Auftrags und unserer Kernkompetenz: dem sicheren Transport von Waren, Informationen, Personen und Finanzdienstleistungen.

Ganz ehrlich: Wann warst du das letzte Mal am Postschalter – und warum?

Wir haben in meinem Dorf eine Filiale mit Partner. Dort war ich letzte Woche um 6.15 Uhr, um einen eingeschriebenen Brief abzuholen.

Gab es eine Begegnung mit einer Mitarbeiterin oder einem Kunden, die dir besonders geblieben ist?

Viele! Zum Beispiel an den internen «Tour de Poste»-Anlässen, bei welchen wir Konzernleitungsmitglieder unsere Mitarbeitenden an verschiedenen Standorten in der Schweiz besuchen und mit ihnen in den Austausch treten. Besonders schön war aber auch eine Begegnung im Lift mit einem Pöstler, den ich nicht kannte. Er fragte mich, wie es mir in der neuen Rolle gehe – und bedankte sich, dass ich sie übernommen habe. Das hat mich sehr gefreut.

Was nimmst du persönlich für die Zukunft aus deiner Zeit als CEO a.i. mit?

Die Bedeutung von Kommunikation, Transparenz und Nähe. Die Kraft und Energie, die in einem solchen Unternehmen wie der Post steckt. Das Austarieren von verschiedenen Interessen und Meinungen. Aber auch: Sich selbst sein und bleiben – auch in jeder noch so schwierigen Situationen.

verfasst von

Carmen Fusco