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Joël Dicker: «Mein Lieblingsort zum Lesen ist meine Küche»

20 Millionen verkaufte Bücher, übersetzt in mehr als 40 Sprachen: Joël Dicker ist der erfolgreichste Romanautor der Schweiz. Im Interview erzählt der Bestseller-Autor unter anderem, wieso sein neustes Buch «La Très Catastrophique Visite du Zoo» kein Krimi mehr ist und wieso er es auch in Westschweizer Postfilialen verkauft.

Corinne Tschanz

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Joel Dicker
© Anoush Abrar

Joël Dicker ist ein Star. Seit 2012 «Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert» erschienen ist, hat sich der Westschweizer Schriftsteller mit seinen weiteren spannungsgeladenen Thrillern für Erwachsene einen Namen als Bestseller-Autor gemacht. Mit «La Très Catastrophique Visite du Zoo» (Der sehr katastrophale Zoobesuch), seinem jüngsten Werk, verlässt Joël Dicker die Welt der Thriller und wagt sich in jene der Jugendromane vor. Im Buch lässt er hartnäckige und heroische Kinder ermitteln. Mit dieser Geschichte irgendwo zwischen Weihnachtsmann und Kleinem Prinz erfindet der Schriftsteller sich neu – zum grossen Vergnügen von Erwachsenen und abenteuerlustigen Kindern.

Für seinen originellen Roman – der kürzlich auf Italienisch und Spanisch erschienen ist und dessen deutsche Übersetzung Anfang 2026 vorliegen soll – hat Joël Dicker eine ungewöhnliche Verkaufsstrategie gewählt: Die französische Version ist nicht nur in Buchhandlungen, sondern auch in praktisch allen Westschweizer Postfilialen erhältlich. Und die Verkäufe dort gehen durch die Decke! Das Buch wird auch in rund einem Dutzend grossen Filialen im Tessin sowie in jenen von Chur und Poschiavo in Graubünden verkauft.

Joël Dicker, Sie selbst haben die Post kontaktiert, um Ihren neuen Roman in unseren Westschweizer Filialen verkaufen zu können. Weshalb?

Ich bin ein ganz gewöhnlicher Postkunde und gehe gerne zur Post. Früher konnte man in den Filialen Bücher kaufen, was ich toll fand, denn es ist doch netter, während der Wartezeit Bücher anzuschauen als das Handy. Und «La Très Catastrophique Visite du Zoo» eignet sich für den Poststellenverkauf sehr gut, weil das Buch für alle Altersgruppen geschrieben ist und ja auch alle Generationen zur Post kommen.

Sie sind demnach ein guter Postkunde?

Auf jeden Fall! Ich komme, um Einschreiben abzuholen, von Zeit zu Zeit für Zahlungen, um Briefmarken zu kaufen und auch um Briefe aufzugeben.

Zwei Postmitarbeiterinnen in der Filiale Neuchâtel mit Joël Dickers neuem Buch.
Zwei Postmitarbeiterinnen in der Filiale Neuchâtel mit Joël Dickers neuem Buch. © Corinne Tschanz

Der neu gewählte Bundesrat, der Zuger Martin Pfister, liest Ihre Bücher. Was macht das mit Ihnen?

Das hat mich sehr berührt. Ich will ihm ein Buch schicken, und dafür muss ich ja wieder zur Post (lacht).

Ihr neuer Roman ist speziell, weil er für alle Generationen geschrieben ist und ein kleines Mädchen die Ermittlungen führt. War es einfach, so zu schreiben, dass es für alle passt?

Ich habe mir diese Frage gar nicht gestellt, denn ich schreibe einfach mal. In diesem Roman begann ich mit dem Mädchen, das hat mir Spass gemacht, und als die Geschichte weiter gedieh, merkte ich, dass es darin eine Ebene für Kinder und eine für Erwachsene gibt. Da habe ich mir gesagt, das ist ein Generationenbuch, das allen gefallen könnte. Als es fertig war, habe ich es Erwachsenen und Kindern zu lesen gegeben, und die Feedbacks waren sehr positiv.

Sie sind ein internationaler Bestseller-Autor. Haben Sie trotzdem noch Lampenfieber, wenn ein neues Buch erscheint?

Ja, zum Glück, denn Lampenfieber finde ich eine gute Sache. Hat man keines, hat man kein Herzblut ins Werk gesteckt und wie eine Maschine gearbeitet. Anhand des Lampenfiebers kann ich die Authentizität, das Risiko und das Herzblut ermessen, die im Buch stecken.

Wettbewerb

Gewinnen Sie das neue Buch von Joël Dicker. Wir verlosen fünf signierte Exemplare (auf Französisch). Viel Glück!

So nehmen Sie teil

E-Mail: Senden Sie ein E-Mail mit Betreff «Joël Dicker», Name und Adresse an wettbewerb@post.ch.

Postweg: Schreiben Sie mit Ihrem Namen und Ihrer Adresse an: Schweizerische Post AG, K33, Wettbewerb Joël Dicker, Wankdorfallee 4, 3030 Bern.

Wettbewerbsbedingungen

Die Gewinnerinnen und Gewinner der Wettbewerbspreise werden schriftlich benachrichtigt. Keine Barauszahlung der Preise. Mehrfachteilnahmen werden vom Wettbewerb ausgeschlossen. Über den Wettbewerb wird keine Korrespondenz geführt. Gleiche Gewinnchancen bei Teilnahme per E-Mail oder Postkarte. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Teilnahmeschluss: 30. Juni 2025.

Zu welcher Tageszeit schreiben Sie am liebsten?

Am liebsten schreibe ich am frühen Morgen oder am Vormittag, dann fühle ich mich am frischesten. Ich schreibe zuerst von Hand, das geht am besten, um ein Konzept zu entwickeln, und wenn es auf dem Papier mit allen Anmerkungen zu unübersichtlich wird, setze ich mich an den Computer. Damit ist es einfacher, Textblöcke zu bearbeiten.

Was gibt Ihnen beim Schreiben frische Energie?

Kaffee, auch wenn das wenig originell ist (lacht).

Ich kann mir vorstellen, dass Sie sehr viel Fanpost erhalten. Auf welchem Weg, per Brief oder E-Mail?

Ich erhalte sowohl Briefe als auch E-Mails und antworte immer auf demselben Weg. Ich würde sagen, ich erhalte mehr E-Mails, darunter fallen auch Nachrichten über Social Media und über das Kontaktformular auf meiner Seite. Es gibt also mehr Möglichkeiten, mich digital zu erreichen als per Brief.

Wer muss Ihre Manuskripte vor der Veröffentlichung unbedingt gelesen haben?

Natürlich mein Team und «extern» vor allem meine Frau. Sie ist eine gute Kritikerin und hat ein gutes Auge.

Könnte ein nächster Roman von Joël Dicker in der Welt der Post spielen?

Wieso nicht! Allerdings hat Nicolas Feuz das bereits meisterlich getan, und ich bin nicht sicher, ob ich mich mit ihm messen möchte (lacht).

Gibt es einen Autor, der Sie inspiriert hat?

Da gibt es viele, ich habe bereits als Kind gelesen, auch als Jugendlicher und heute als Erwachsener. Als Kind liebte ich den britischen Schriftsteller Roald Dahl, später den Kolumbianer Gabriel García Márquez, den Österreicher Stefan Zweig und den Franzosen Romain Gary. Sie alle sind wichtig für mich.

Wer ist Ihr Lieblingsautor?

Schwer zu sagen, wahrscheinlich Romain Gary.

Wann und wo lesen Sie am liebsten?

Ich lese gerne am Morgen. Im Moment stehe ich etwas früher auf, um zu lesen, davor war es, um zu schreiben. Der Vormittag verläuft so angenehmer, ich bin entspannter... Mein Lieblingsort zum Lesen ist meine Küche, ich setze mich aufs Taburett und mache mir einen Kaffee. Was der beste Ort ist, hängt nicht vom Komfort ab, sondern von der Ruhe.

Haben Sie schon mit einem neuen Roman begonnen?

Nein, dafür hatte ich noch keinen Kopf, denn im Moment bin ich mitten in der Werbephase und kann nicht alles gleichzeitig machen.

Wem möchten Sie Ihr neustes Buch am liebsten widmen?

Dem amerikanischen Autor Philip Roth, den ich sehr bewundert habe. Es wäre wunderbar gewesen, ihn kennen zu lernen, aber dazu ist es nie gekommen, er starb 2018.

Und zum Schluss: Welche Extravaganz leisten Sie sich als Autor?

Wahrscheinlich, dass ich 2021 meinen eigenen Verlag «Rosie & Wolfe» gegründet habe, was mir viel Freiheit gibt und ein wichtiger Schritt war.

Die Handlung

Joséphine besucht mit Ihrer Klasse an Heiligabend den Zoo. Aber der Ausflug endet in einer Katastrophe, und Joséphines Eltern wollen herausfinden, was sich wirklich zugetragen hat. Dank Joséphines Erklärungen kommen weitere Geheimnisse ans Licht, und die Ereignisse nehmen einen sehr unvorhersehbaren Verlauf.

Eigentlich ist «La Très Catastrophique Visite du Zoo » ein Detektivroman, der sich aber an alle Generationen richtet.

verfasst von

Corinne Tschanz