Hintergründe

Gesund bleiben trotz Krise

Iris Perner ist Co-Leiterin des Gesundheitsmanagements der Post und äussert sich im Interview zu Erfahrungen und Strategien im Umgang mit dem Corona-Stress.

Simone Hubacher

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Iris Perner. Co-Leiterin des Gesundheitsmanagements der Post.

Bevor wir ins Detail gehen. Sie haben die Möglichkeit, Ihre Arbeit von zu Hause aus zu erledigen. Wie geht es Ihnen dabei?

Tatsächlich ist es in der aktuellen Situation hilfreich, dass ich einen grossen Teil meiner Arbeit von zu Hause aus erledigen kann. Wenn ich an die vielen Mitarbeitenden im Betrieb, am Schalter, in der Zustellung oder bei PostAuto denke, die jeden Tag die Grundversorgung der Post aufrechterhalten, geht es mir entsprechend sehr gut. Trotzdem: Den neuen Alltag mit Arbeit, Familie und Unterstützung von älteren Menschen zu gestalten, ist nicht immer einfach: Ich vermisse den persönlichen Austausch mit dem Team und den Menschen in meinem Arbeitsumfeld. Damit ich auch in meinem vorübergehenden Büro – zu Hause – gesund bleibe, mache ich zwischendurch eine Bewegungsübung und achte darauf, meinen Arbeitsplatz ergonomisch so gut wie möglich einzurichten.

Wie stark prägt Corona Ihren Alltag?

Die aktuelle Situation prägt uns alle. Das zeigt sich bei mir häufig in kleinen Alltagssituationen. Sei es, dass die Kinder nicht mehr unbeschwert mit ihren Freunden spielen können oder der geplante Kindergeburtstag ins Wasser fällt. Aber es gibt auch positive Seiten; so verteilt sich mein Teilzeitpensum aktuell auf alle Arbeitstage, dafür sind diese kürzer. So habe ich jeden Tag die Möglichkeit, mich mit dem Team zum virtuellen Kaffee zu treffen. Ich mache tendenziell aktuell mehr Pausen mit dem Team als vorher, wenn auch nur virtuell.

Was beschäftigt die Postmitarbeitenden derzeit (wohl) am meisten? Gibt es da grosse Unterschiede, ob jemand im Büro, also im Homeoffice arbeitet, oder in einem Brief-/Paketzentrum? Oder sind die Ängste und Sorgen ähnlich?

Einen Teil der Ängste und Sorgen teilen wir, was aktuell auch zu einer spürbaren Solidarität untereinander führt. Beispielsweise wissen wir alle nicht, wie sich die Situation weiterentwickelt. Auch müssen wir im Moment alle flexibel sein und uns neu organisieren, sei es bezüglich Kinderbetreuung oder geänderter Arbeitszeiten. Im konkreten Arbeitsalltag gibt es allerdings Unterschiede. Aktuell sind die Mitarbeitenden an der Front extrem gefordert, sei es aufgrund der extremen Zunahmen von Onlinebestellungen, oder weil viele Mitarbeitende zu Hause bleiben, da sie zur Risikogruppe gehören. Das kann zusätzlichen Stress auslösen, nicht nur aufgrund der Krise, sondern wegen der möglichen zusätzlichen Arbeitsbelastung. Mitarbeitende, die den Kundenkontakt sehr schätzen und so auch das Image der Post positiv prägen, sorgen sich ausserdem, sich selbst bei Kunden anzustecken oder Träger zu sein und den Virus an Dritte zu übertragen – trotz Einhaltung der Hygienemassnahmen. Ich habe grossen Respekt vor den Mitarbeitenden an der Front und deren direkten Führungspersonen.

Sind Menschen, die psychisch schon vor Corona grosse Herausforderungen zu meistern hatten, nun im Vorteil, da sie krisenerprobt sind, oder sind sie eher noch zusätzlich belastet?

Es sind nicht die Herausforderungen an sich, die uns stärken, sondern wie wir damit umzugehen lernen. Wir können unsere psychische Widerstandsfähigkeit, die Resilienz, trainieren und gestärkt aus einer Krise kommen. Beispielsweise können wir trotz Krise achtsam bleiben und Beziehungen pflegen. Der Zugang zur eigenen Kreativität ist aktuell sicher hilfreich, weil wir den Kontakt zu Freunden und Familie neu gestalten müssen. Spaghettiplausch via Gruppen-Videochat? Das wäre doch durchaus eine spannende Alternative.

Welche Tipps haben Sie für den schwierigen Nichtalltag, der der neue Alltag ist? Wie bleiben wir jetzt konkret psychisch gesund?

Tipps, um aktiv und gesund zu bleiben, kursieren aktuell überall. Auch wir im Gesundheitsmanagement haben uns Gedanken gemacht und die Wichtigsten im Bereich der psychischen Gesundheit zusammengestellt. Wichtig ist, dass sich jede und jeder das herauspickt, was in der aktuellen Situation am besten umsetzbar ist. Ich sorge etwa dafür, dass ich regelmässig Pausen mache, und versuche, zwischen Arbeit und Familie abzugrenzen. Manchmal verzichte ich auch absichtlich auf Nachrichten oder Social Media und nutze die Zeit, um mit Freunden und Familie im Austausch zu bleiben. Ich versuche, mich in Gelassenheit zu üben, wenn die Kinder keine Lust auf die Bastelsachen aus dem Kindergarten haben, der Haushalt auf der Strecke bleibt und sich die Mailbox füllt. In diesen Situationen nehme ich mir eine Minute, um tief durchzuatmen, und bin dankbar, dass wir gesund sind.

verfasst von

Simone Hubacher

Redaktorin

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