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«Ich spüre keine Verunsicherung bei unseren Lernenden»

Wegen der wirtschaftlichen Schieflage – ausgelöst durch die Corona-Krise – können viele Betriebe ihre Lehrabgänger nicht weiterbeschäftigen. Wie sieht es bei der Post aus? Berufsbildner Kujtim Ismaili zur Situation bei der Briefzustellregion (BZR) Bern.

Sandra Gonseth

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Kujtim Ismaili, Berufsbildner und Teamleader in der Briefzustellregion (BZR) Bern.
Kujtim Ismaili (26) ist seit zwei Jahren Berufsbildner und Teamleader in der Briefzustellregion (BZR) Bern. Er führt ein Team von 18 Mitarbeitenden, darunter 4 Lernende. Ismaili hat eine Lehre als Logistiker EFZ Distribution gemacht und danach eine Weiterbildung zum Logistiker mit eidgenössischem Fachausweis. In seiner Freizeit hält er sich am liebsten draussen auf, unter anderem spielt er gerne Fussball. Copyright: Urs Graber

Sie arbeiten täglich mit Lernenden. Machen sich die Jugendlichen Sorgen um ihre berufliche Zukunft?

Ich spüre keine Verunsicherung bei unseren Lernenden. Das hat sicher auch damit zu tun, dass wir in der Briefzustellregion Bern die meisten Auszubildenden weiterbeschäftigen können. In anderen Betrieben oder Branchen sieht das leider anders aus. Dort wird es wegen der Corona-Krise auch Lehrabgänger hart treffen.

Wie viele Lernende kann die Post in der Logistik denn konkret weiterbeschäftigen?

Dieses Jahr interessierten sich 82 Prozent der Logistiklernenden für eine Weiterbeschäftigung bei der Post. Davon konnte die Post 80 Prozent übernehmen. Bei uns in der Briefzustellregion Bern haben dieses Jahr drei Logistiker ihre Ausbildung erfolgreich abgeschlossen. Es freut uns, sie alle weiterbeschäftigen zu können. Talentierte junge Berufsleute haben zudem die Möglichkeit, in ein Nachwuchsförderungsprogramm einzusteigen. Wenn jemand nach der Lehre aber andere Pläne hat, ist das völlig legitim.

Wegen Corona gab es keine schriftlichen und mündlichen Abschlussprüfungen. Wie haben die Lernenden reagiert?

Als ich die ersten Informationen von offizieller Seite bekam, hielt ich sofort Rücksprache mit unseren Lernenden. Ich war erstaunt, wie gelassen sie mit der Situation umgegangen sind. Denn auch die praktische Prüfung fand ja nur in abgespeckter Variante statt. Ich finde es eine gute Lösung und sehe auch keinen Nachteil für die berufliche Zukunft der Jugendlichen.

Auf was legen Sie als Berufsbildner besonderen Wert?

Die Lernenden sollen punkto Qualität und Quantität auf einem guten Level sein. Zudem müssen sie selbständig sein und eigenverantwortlich handeln. Das ist ein Lernprozess, bei dem wir sie begleiten. Bei der Post erhalten die Auszubildenden die grösstmögliche Unterstützung. Wenn ein Problem auftaucht – sei dies privater oder beruflicher Natur – versuchen wir immer, einen gemeinsamen Lösungsweg zu finden.

Welches ist Ihr ganz persönliches Ziel bei der Ausbildung?

Die Lernenden sollen sich zu gut ausgebildeten Logistikern entwickeln, um anschliessend in der Arbeitswelt bestmöglich Fuss zu fassen. Das erreicht man nur mit dem Zusammenspiel verschiedener Faktoren: sorgfältige Rekrutierung, gute betriebliche Ausbildung, Unterstützung durch die Berufsbildung Post und die Berufsbildner. Und ganz wichtig: durch den Einsatz der Lernenden selber.

Was ist Ihr Geheimnis als erfolgreicher Berufsbildner?

Es ist natürlich in erster Linie der Verdienst der Jugendlichen selber. Ich bin nur ihr Coach, aber dafür ein hartnäckiger. Denn wenn man mit Lernenden etwas aufbauen und erreichen will, muss man auch als Ausbildner immer dranbleiben.

Ich bin nur ihr Coach, dafür ein hartnäckiger.

Kujtim Ismaili
Kujtim Ismaili, Berufsbildner und Teamleader in der Briefzustellregion (BZR) Bern.

verfasst von

Sandra Gonseth

Redaktorin

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