Hintergründe

Nachhaltigkeit bestimmt Schweizer Onlinehandel

Im Auftrag der Schweizerischen Post hat die Hochschule Luzern erstmals die Nachhaltigkeit im Schweizer E-Commerce aus untersucht. Befragt wurden 227 Unternehmen zu den ökologischen und sozialen Aspekten der Wertschöpfungskette ihrer Onlineshops. Das sind die wichtigsten Fakten.

Gabriel Ehrbar

Inhaltsbereich

Kreisdiagramm: 52% Ressourcenschonend hergestellte Produkte. 77% Unter fairen Arbeitsbedingungen hergestellte Produkte.

Nachhaltig und fair produziert

Gemäss den Angaben der befragen Onlinehändler in der Studie sind 52 Prozent aller Produkte, die in den Schweizer Onlineshops zu finden sind, ressourcenschonend produziert. Noch stärker berücksichtigen die Händler soziale Aspekte. Mehr als drei Viertel aller Artikel in den Onlineshops werden unter fairen Arbeitsbedingungen hergestellt. Was erstaunt: Anbieter sind eher zurückhaltend, wenn es darum geht, die Konsumenten speziell darauf hinzuweisen, wie nachhaltig die angebotenen Produkte sind. Nur 14 Prozent aller untersuchten Onlineshops kennzeichnen nachhaltige Produkte als solche, und gerade mal elf Prozent bieten ihren Online-Kundinnen und -Kunden einen Suchfilter für nachhaltig hergestellte Artikel an.

Mehrheitlich mit Plastik

Neben dem Produkt trägt auch die Verpackung zur Nachhaltigkeitsbilanz der Onlineshops bei. Gemäss Studie bestehen 56 Prozent der verwendeten Verpackungen aus Recycling-Material. Beim Füllmaterial setzen 48 Prozent der Onlinehändler auf wiederverwertbares Material. Nur gerade ein Drittel kommt bei der Verpackung ohne Plastik aus. Ein kritischer Punkt ist auch die Grösse der Verpackungen. Eine Mehrheit von 72 Prozent der Onlinehändler setzt auf Versandpackungen, die auf die Grösse der Produkte abgestimmt ist. So können Transportkapazitäten effizient ausgenutzt und Material gespart werden. Alternativ versenden 49 Prozent der Onlineshops die Produkte direkt in der Originalverpackung. Die Studie hält fest, dass Verpackung eine immer grössere Rolle spielt. Vier von fünf der befragten Onlineshops erwarten, dass das Bedürfnis der Konsumentinnen und Konsumenten nach nachhaltiger Verpackung in den nächsten zwei Jahren zunehmen wird.

Offen für nachhaltigen Versand

Eine spezielle Herausforderung mit Blick auf die Nachhaltigkeit ist für die Onlinehändler der Versand der Produkte. Nur gerade 15 Prozent der befragten Unternehmen bieten lokal angepasste, umweltschonende Logistiklösungen an. Dazu zählen zum Beispiel Velo-Lieferdienste in Kombination mit dem Zug oder Transporte mit dem E-Cargo-Bike. Auch die Option, ohne Aufpreis einen klimaneutralen Versand zu wählen, haben Kundinnen und Kunden lediglich bei 15 Prozent aller Onlineshops. Auf der anderen Seite zeigt die Studie, dass bei den Anbietern eine hohe Bereitschaft besteht, die Logistik bezüglich Nachhaltigkeit zu verbessern: 75 Prozent zeigen sich offen für nachhaltige Transportlösungen – vor allem auf der letzten Meile.

Kreisdiagramm: fast 70 Prozent beurteilen die Möglichkeit der Sendungssteuerung für den Empfang von Paketen als wichtigen Beitrag zur Nachhaltigkeit.

Sendungssteuerung gefragt

Auch den Konsumentinnen und Konsumenten liegt die Nachhaltigkeit am Herzen: Aus dem diesjährigen E-Commerce Stimmungsbarometer, welches in Zusammenarbeit mit der HWZ Hochschule für Wirtschaft Zürich erhoben wurde, geht hervor, dass fast 70 Prozent die Möglichkeit der Sendungssteuerung für den Empfang von Paketen als wichtigen Beitrag zur Nachhaltigkeit beurteilen.

Inhaltsbereich

Corona-Pandemie sorgt für Anstieg im Onlinehandel

Zusätzlich zur Befragung der Schweizer Onlinehändler hat die Post in Zusammenarbeit mit der HWZ Hochschule für Wirtschaft Zürich den Schweizer E-Commerce StimmungsbarometerTarget not accessible erstellt. Die HWZ-Studie hat die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den Onlinehandel untersucht. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Anteil der Schweizer Kundinnen und Kunden, die mindestens einmal wöchentlich im Internet einkaufen, um über 13 Prozent angestiegen. Insbesondere Personen in der Alterskategorie der über 55-Jährigen haben deutlich häufiger in Onlineshops eingekauft als noch 2019 (+25 Prozent). Der Anteil von TWINT als Zahlungsmöglichkeit ist von 17 auf 29 Prozent angestiegen. Auch bei dieser Studie werden Aspekte der Nachhaltigkeit untersucht. Den Kundinnen und Kunden ist besonders wichtig, dass beim Versand von Waren die Schachtelgrösse individuell angepasst wird (75 Prozent) und dass wiederverwendbare Verpackungen zum Einsatz kommen (73 Prozent). Die Konsumentinnen und Konsumenten in der Schweiz möchten lieber über die Herkunft der Produkte (79 Prozent) als über die Herstellungsbedingungen (65 Prozent) informiert werden.

verfasst von

Gabriel Ehrbar

Über 17 Millionen: Noch nie verarbeitete die Post mehr Pakete als im April 2020

Corona, Hintergründe
Mehr erfahren
Ein Postmitarbeiter sortiert Pakete.

Onlinehandel: Nicht mehr ohne Zusatzdienste

News
Mehr erfahren