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Ab in den Sattel!

Ob es stürmt, regnet oder sommerlich heiss ist: Doris Junker fährt bei jedem Wetter mit dem Velo acht Kilometer zur Arbeit in der Filiale in der Berner Innenstadt.

Claudia Langenegger

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Doris Junker lächelt
Copyright: Adrian Brand

«Ein Leben ohne Velo kann ich mir nicht vorstellen», meint Doris Junker (50). Die sportliche Bernerin radelt täglich zur Arbeit – aus Rüfenacht zur Filiale im Berner Breitenrain. Das sind gut acht Kilometer. Sie sitzt also täglich etwa eine Stunde im Sattel. «Wenn ich mittags eine lange Pause habe – dreieinhalb Stunden – dann fahre ich auch dann heim.»

Immer wieder aufs Neue ist sie überwältigt, wenn sie an sonnigen Abenden aus der Stadt raus nach Hause fährt und die Alpenkette vor sich sieht, mit Eiger, Mönch und Jungfrau am warmgelben Himmel. «Oder frühmorgens, wenn auf den Feldern noch Tau liegt und sich die Nebelschwaden langsam verziehen.» Und Regen? «Dafür bin ich ausgerüstet », sagt sie ganz selbstverständlich. Kein Grund also, in den öV zu steigen.

«Wenn es mich gepackt hat, bin ich losgefahren»

In Ruppoldsried im Berner Seeland aufgewachsen, war Doris schon immer gerne draussen – mit dem Velo oder in den Joggingschuhen. «Wenn es mich gepackt hat, dann bin ich einfach losgefahren – dorthin, wo es mich hingezogen hat», erinnert sie sich. «Beispielsweise an den Bielersee», sagt sie schmunzelnd.

Frau fährt mit dem Fahrrad schnell vor Paul Klee Zentrum.
Copyright: Adrian Brand

Auf die Ausrüstung kam es nicht an. «Oft trug ich Espadrilles an den Füssen, einen Regenschutz hatte ich nie dabei. Das war mir egal.» Heute ist das anders. Doris ist nicht nur gut ausgerüstet, sie sorgt auch dafür, dass sie sicher unterwegs ist. «Ich habe immer meine Stirnlampe dabei», erzählt die Filialmitarbeiterin. Falls ihr Fahrradlicht den Geist aufgibt, hat sie also stets ein Ersatzlicht mit. Ihr weisses Alltagsvelo ist mit Reflektoren ausgerüstet, damit sie gut sichtbar ist, und sie trägt meist eine leuchtend gelbe Weste. «Ich bin eher eine vorsichtige Fahrerin», meint Doris.

Mittlerweile lässt sie das Fahrrad im Winter, wenn es schneit und die Strassen glatt sind, zu Hause im Keller und fährt mit dem «blauen Bähnli» in die Stadt. Wenn sie ihre Eltern im Seeland besucht, nimmt sie dafür ihren Renner. «Damit bin ich schneller als mit dem Alltagsvelo.» Genauso wohl wie auf zwei Rädern fühlt sich Doris in den Laufschuhen. Auf dem Velo bezeichnet sie sich als gemütliche Hobbyfahrerin, als Läuferin nimmt sie hingegen gerne an Wettkämpfen teil. Ob Berner Grand PrixTarget not accessible, FrauenlaufTarget not accessible oder KerzerslaufTarget not accessible – die Bernerin ist sie schon alle 20 bis 30 Mal gelaufen.

Frau steht mit Fahhrad vor Mauer mit Fahrräder
Copyright: Adrian Brand

Freude an Kundschaft

Zur Post kam Doris 1998. «Ich habe eine Ausbildung als Gärtnerin gemacht und eine neue Stelle gesucht. Da meinte meine Nachbarin: ‹Komm doch zur Post, wir suchen Leute!›» Das Schnuppern gefiel Doris so sehr, dass sie die verkürzte Lehre zur Postassistentin absolvierte. Und sie blieb. «Ich mag den Kundenkontakt », sagt sie. «Auch die ganze Logistik fasziniert mich: Zu sehen, was dahintersteckt, dass ein Brief in einem Tag für einen Franken von A nach B transportiert werden kann.»

Wer Doris vom Schalter kennt, weiss, dass sie ihren Kundinnen und Kunden bei jedem Anliegen weiterhilft und mit viel Freude bei der Arbeit ist. Natürlich hat sie in ihrem Schrank im Personalraum neben ihrer Arbeitsuniform stets ein paar Tenus bereit – Leibchen, Radlerhosen, Turnschuhe, Kleider zum Umziehen.

Motivation für Kollegen

Schon mehrmals hat sie an der Aktion bike to workTarget not accessible teilgenommen. «Eine gute Sache, die viele motiviert, häufiger das Velo zu nehmen.» Sie findet es toll, wenn sie Kolleginnen und Kollegen dazu bewegen kann, häufiger in die Pedale zu treten. «Mit bike to work nehmen sie auch dann das Velo, wenn das Wetter nicht so gut ist.» Dieses Jahr hat sich Doris wieder angemeldet, und natürlich wäre es schön, etwas zu gewinnen. Aber die Freude am Fahrradfahren ist ihr wichtiger als der Wettbewerb. Motiviert fürs Radeln ist sie so oder so.

verfasst von

Claudia Langenegger

Redaktorin

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