Condé (André Affolter)
Ruissellement, 1980
Bronzeplastik patiniert, 175 × 140 × 90 cm
Post Filiale,
1860 Aigle

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Condé (André Affolter), Ruissellement (Geriesel), 1980, Aigle
Condé (André Affolter), Ruissellement (Geriesel), 1980, Aigle

Das Postgebäude in Aigle vis-à-vis des Bahnhofs wird von zwei Kunstwerken geprägt: Vor dem Bahnhofsbuffet nimmt einen eine Plastik aus Bronze in Empfang, zwischen heiterer Fantasiefigur und abstrakter Form. Die Bronzeplastik von Condé (André Affolter) wurde 1980 für das Gebäude in Auftrag gegeben. Auf dem Dach des Gebäudes thront ein galoppierendes Pferd, vom Schriftsteller Ernest Hemingway Cheval d’or (Goldenes Pferd) getauft. Das Pferd wurde Ende des 19. Jahrhunderts von einem französischen Eisenschmid gefertigt und zum Identifikationsmerkmal für Aigle. Deshalb wurde es auch auf dem Neubau erhalten, der 1980 durch den Architekten Michel-Robert Weber, Teil des Kollektivs L’Atelier des Architectes Associés (AAA), realisiert wurde. AAA prägte die regionale Baukultur auf innovative Weise; heute zeigt sich das Gebäude in saniertem Zustand unscheinbarer.

Der Bildhauer und Grafiker Condé (1920, La Chaux-de-Fonds–2004, Paris) wanderte nach Lehrjahren in La Chaux-de-Fonds 1946 nach Paris aus. Dort studierte er bei der berühmten Bildhauerin Germaine Richier, die seine Arbeiten zunächst beeinflusste. Er experimentierte mit verschiedensten Materialien, wie Stein, Holz, Metall und Kunstharzen, und verband diese mit seiner spielerischen Vision von Skulptur. Der Dialog zwischen Aussen und Innen interessierte ihn sehr, was sich auch im Werk Ruissellement (Geriesel) zeigt. Hier spielt er mit dem Gegensatz zwischen der rohen Ausführung des unteren Teils der Skulptur, der an einen Felsen erinnert, und der polierten Oberfläche des oberen Teils, der auch Wasserbecken und eine Art Portal ins Innere der Form ist.

Condé entwickelte die Idee für das Wasserspiel im Tessin, wo er beobachtete, wie Wasser an einer Felswand hinunterplätschert, er die Quelle des Wassers aber nicht ausmachen konnte. Der Ursprung des Wassers bleibt auch in Ruissellement verborgen. Ursprünglich legte Condé das Projekt 1968 in einem Wettbewerb für das Post- und Bahngebäude in Villars-sur-Ollon vor. Die Jury empfahl, in einem anderen Kontext auf das Werk zurückzukommen, was zwölf Jahre später in Aigle geschah. In den 1980er-Jahren wurde das Werk auf dem Vorplatz von Vegetation umgeben installiert. Nach der Sanierung 2013 steht die Plastik auf einem versiegelten Platz; das Wasserspiel ist seitdem ausser Betrieb.


Maria Pomiansky, 2022/2023, Filzstift auf Papier / Condé (André Affolter), Ruissellement, 1980, Aigle
Maria Pomiansky, 2022/2023, Filzstift auf Papier / Condé (André Affolter), Ruissellement, 1980, Aigle