Hintergründe

Alles, was du schon immer über Briefeinwürfe wissen wolltest

Die Briefeinwürfe der Post sind gelb, relativ gross, rechteckig und stehen immer an gut besuchten Standorten. Immer? Oder gibt es auch Ausnahmen? Wir haben bei Urs Köchli, unseren Mr Briefkasten und Fachspezialist Briefeinwürfe, nachgefragt.

Claudia Iraoui

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Urs Köchli, Fachspezialist Briefeinwürfe
Copyright: Joel König

Herr Köchli, wie viele Briefeinwürfe gibt es in der Schweiz?

Wir erheben die Zahlen der vorhandenen Briefeinwürfe immer am Ende eines jeden Quartals. Am 31.03.2023 waren es 14 289 Stück. 1030 bei Filialen, 1206 bei Filialen mit Partner und 12 053 an Drittstandorten.

Wann wurden die ersten Briefeinwürfe eigentlich eingeführt?

Die ersten «echten» Briefeinwürfe wurden im 17. Jahrhundert, vor allem in Deutschland, England und Italien in Betrieb genommen. Eine 1877 veröffentlichten Statistik besagt, dass Deutschland mit 50 491 Stück am meisten Briefeinwürfe hatte, gefolgt von Frankreich (45 479) und Grossbritannien und Irland (gesamt 25 082). In der Schweiz gab es damals 4780 Briefeinwürfe.

Waren unsere Briefeinwürfe schon immer gelb?

Was kaum jemand weiss: Erst im Jahr 1939 entschied die Generaldirektion der Post und Telegrafie/Telefonie (PTT), dass für Briefkästen und Wertzeichenautomaten die Farbe «Postgelb» einzusetzen sei und die Gestaltung einheitlich zu sein hatte. Denn waren etwa die Postwagen bereits seit 172 Jahren «Postgelb» lackiert, blieben die Briefkästen noch lange dunkelgrün, rot oder schwarz. Und auch die Form und Verzierungen waren nicht einheitlich gestaltet. Die Ursprünge der Farbwahl gehen aber noch viel weiter zurück, zu den Anfänge des organisierten Postwesens gehen ins Jahr 1490. In diesem Jahr erhielten nämlich die italienischen Brüder Janetto und Francesco de Tassis von Kaiser Maximilian I. den Auftrag, seine Post zu befördern. Gelb und Schwarz waren damals die kaiserlichen Farben. Diese übernahmen auch die Gebrüder – später als «von Thurn und Taxis» bekannt – in ihrem Wappen. In Gelb und Schwarz erschienen in der Folge auch die Postkutschen. Damit war die kaiserliche Kurierpost auf den ersten Blick erkennbar. In Europa hat sich die gelbe Farbe allerdings erst im 19. und 20. Jahrhundert durchgesetzt.

Sind dann heute alle Briefeinwürfe rechteckig, gelb und stehen an gut besuchten Standorten?

Nein, es gibt ein paar Sonderfälle. Zum Beispiel die Briefeinwürfe von Melchior Berri in Basel. Melchior Berri war ein Basler Architekt. Nebst zahlreichen Bauten schuf er auch den Basler-Dybli-Briefkasten sowie die bekannte «Basler Täubchen» Briefmarke. Heute gibt es in Basel und Riehen noch sechs Basler-Dybli-Briefkästen. Die sind grün, golden oder schwarz. Sie stehen unter Denkmalschutz. Fünf dieser Briefeinwürfe sind in Privatbesitz, ein Briefeinwurf gehört der Post.

Einer der sechs Basler-Dybli-Briefkästen.

Und sind sie dann immer noch im Betrieb?

Ja, alle sechs Briefeinwürfe werden durch die Post geleert und auch unterhalten. Bei Anpassungen der Leerungszeiten – letztmals im Mai 2021 – müssen die Briefkästen demontiert und durch einen von der Kantonalen Denkmalpflege vorgegebenen Schriftenmaler angepasst werden.

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Gibt es auch Briefeinwürfe, die an spezielle Orte hängen?

Oh ja, die gibt es. Der Briefeinwurf «Staubern» wäre einen davon. Seit 2009 hängt er weit sichtbar 80 Meter hoch in der Felswand der Staubernchanzel. Dani Lüchinger, der Wirt der Staubern, hat ihn dort platziert, weil die Post den Kasten im Restaurant der Staubern-Seilbahn abmontieren wollte. Wird der Briefkasten immer noch geleert? Ja, aber ganz regelmässig ist es nicht! Und wer kennt nicht den höchstgelegenen Briefeinwurf der Schweiz auf dem Jungfraujoch? Dort steht seit Juli 1993 ein roter, japanischer Briefeinwurf. Grund dafür: die am höchsten gelegenen Poststellen von Japan und der Schweiz – auf dem Jungfraujoch und in Fujikawaguchiko – haben damals ein Partnerschaftsabkommen unterzeichneten. Im Rahmen dieser Partnerschaft wurde beschlossen, je einen Briefeinwurf im anderen Land zu platzieren.

Felswand mit Briefeinwurf
Finden Sie den Briefeinwurf an der Felswand der Staubernchanzel?
Japanischer Briefkasten auf dem Jungfraujoch
Wer kennt nicht den höchstgelegenen Briefeinwurf der Schweiz auf dem Jungfraujoch?

Warum werden manchen abends und andere morgens geleert?

Grundsätzlich werden die Briefeinwürfe am Vormittag auf der Zustelltour geleert. Briefeinwürfe bei Filialen und solche mit grossem Aufgabevolumen werden am Abend geleert.

Nach welchen Kriterien entscheidet die Post, wo ein Briefeinwurf steht?

Bei jeder Filiale/Filiale mit Partner muss grundsätzlich ein Briefeinwurf vorhanden sein. Für alle anderen Standorte gilt: An verkehrsintensiven Personenströmen (Bahnhöfe, Einkaufszentren, öffentlichen Plätzen, etc.), mit gutem und direktem Zugang für Kundinnen und Kunden sowie Leerungspersonal.

Neben wetterbedingten Verschmutzungen zieren öfter auch Kleber und Graffiti unsere Briefeinwürfe. Wie werden sie geputzt und wer ist dafür verantwortlich?

Briefeinwürfe an Drittstandorten werden grundsätzlich durch das Zustellpersonal gereinigt. Bei stark verschmutzten oder versprayten Briefeinwürfen führt die Post eine Spezialreinigung durch. Bei den Briefeinwürfen bei Filialen/Filialen mit Partnern ist das jeweilige Team vor Ort verantwortlich.

verfasst von

Claudia Iraoui

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