Menschen

«Mit zunehmender Entfernung wurde aus der Anspannung Resignation.»

Am 24. Februar 2022 startete Russland die Invasion in die Ukraine. Ein Jahr ist seit dem russischen Einmarsch vergangen, viel zu viele Menschen haben ihr Leben verloren, und viele Ukrainerinnen und Ukrainer sind aus ihrem Land geflüchtet. 36 von ihnen sind mit einem gelben Postauto in die Schweiz gekommen, das Daniele Di Siervi und sein Kollege Davide Tornatore gefahren haben.

Claudia Iraoui

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Die beiden PostAuto-Fahrer Davide Tornatore (links) und Daniele Di Siervi (rechts) haben 36 ukrainische Frauen und Kinder in die Schweiz gebracht. Copyright: Aline d’Auria
Die beiden PostAuto-Fahrer Davide Tornatore (links) und Daniele Di Siervi (rechts) haben 36 ukrainische Frauen und Kinder in die Schweiz gebracht. Copyright: Aline d’Auria

Mission: 36 ukrainische Frauen und Kinder herausholen und ins Berner Oberland fahren. Die Anfrage für den Transport kam von der Stiftung «Zugang BTarget not accessible». Betrieb Süd von PostAuto erklärte sich sofort bereit, die Reise zu organisieren. Die Fahrer Daniele Di Siervi und Davide Tornatore stellten sich ohne Zögern zur Verfügung. Daniele erklärt es so: «Ich habe es gemacht, weil ich eine Verbindung zur Ukraine habe, meine Frau ist halb Ukrainerin und halb Moldauerin. Aber vor allem hat mich als Vater zweier Kinder die Vorstellung beelendet, dass Kinder Bomben ausgesetzt sind und dass der Krieg ihnen die Kindheit raubt.»

Geschütze und Sirenen

Am 14. März brachen Daniele und Davide mit Nahrungsmitteln im Gepäck Richtung Polen auf. Einen Tag später waren sie an der polnisch-ukrainischen Grenze und wurden von der Stiftung Zugang B informiert, dass sie die 36 Passagiere am Folgetag am Grenzübergang treffen würden. «Am Morgen sahen wir an der Grenze die in Stellung gebrachten Geschütze und hörten die Sirenen. Die Nerven waren zum Zerreissen gespannt. Die Polizei erwartete uns, sie wollte wissen, wer wir waren und unsere Ausweise sehen, vor allem, weil wir zur Hälfte Minderjährige an Bord hatten», erzählt der aus Kampanien stammende Fahrer.

Die beiden Kollegen bringen das Administrative hinter sich und machen sich auf den Weg Richtung Schweiz. «Zuerst waren alle ängstlich, unsicher, angespannt, weil sie nicht wussten, was sie erwartet. Sie wollten einfach weg aus dieser Hölle. Mit zunehmender Entfernung wurde aus der Anspannung Resignation. Die Kinder beschäftigten sich mit den Spielsachen und Plüschtieren, die Davide mitgebracht hatte. Schliesslich schauten sie Trickfilme auf dem Bildschirm im Bus. Die Reise verlief ohne Probleme», erzählt der 46-jährige Kadermitarbeiter.

«Ich würde es wieder machen»

Zur Zeit beherbergen Daniele Di Siervi und seine Frau einige geflüchtete Verwandte in ihrem Haus in Lugano und haben anderen Ukrainerinnen und Ukrainern geholfen, sich im Tessin niederzulassen. Um den Schmerz, das eigene Land gezwungenermassen verlassen zu haben, etwas zu mildern, organisiert das Paar regelmässig Nachtessen bei sich zu Hause. «Ich bin Davide dankbar, dass er meine Idee aufgenommen und umgesetzt hat, diesen Menschen zu helfen, besonders den Kindern, die mit diesem Krieg nichts zu haben. Und auch PostAuto danke ich, dass sie die Mission unterstützt haben. Ohne die bedingungslose Unterstützung meiner Vorgesetzten wäre die Reise nicht möglich gewesen. Und ja, ich würde jederzeit ohne Zögern wieder losfahren», versichert Daniele, «auch wenn ich sehr hoffe, dass es nicht mehr nötig sein wird und dass dieser sinnlose Krieg sehr bald beendet wird.»

Daniele Di Siervi
Copyright: Aline d’Auria

verfasst von

Claudia Iraoui

Channel Manager Digital

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