Immer mehr Solarstrom von Postdächern

Die Post betreibt auf den Dächern ihrer Brief- und Paketzentren einige der grössten Fotovoltaikanlagen der Schweiz. Mittlerweile produzieren 15 Anlagen über 7 Gigawattstunden Solarstrom jährlich, weitere sind geplant. Ein Ortstermin auf dem Dach des Briefzentrums Zürich-Mülligen.

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Zählen kann man sie nicht so rasch, die Solarmodule auf dem Dach des Briefzentrums Zürich-Mülligen. Gen Süden ausgerichtet, liegen die selbstreinigenden Siliziumpanels im 10-Grad-Winkel in Reih und Glied. Marc Kilcher, Fachführung Fotovoltaik bei der Post, weiss, wie viele es sind: 5547 Stück wurden hier auf einer Fläche von 9098 Quadratmetern verbaut. Ende 2012 nahm die Fotovoltaikanlage den Betrieb auf – die erste der Post und zu jener Zeit die grösste in der Schweiz. Seither wird der Solarstrom aus Zürich-Mülligen ins Netz des Energieversorgers EWZ eingespeist: etwas über 1,3 GWh pro Jahr, das entspricht dem Energiebedarf von rund 300 Haushalten. 

Was ist machbar, was wirtschaftlich?

Auf Zürich-Mülligen folgte schnell die Planung weiterer Fotovoltaikanlagen. «Dabei gab es mit den Energieversorgern verschiedenste Verträge», erzählt Kilcher. «Um Qualität und Effizienz zu garantieren, haben wir jedoch bald einheitliche Systeme und Standards eingeführt.» Deren Überwachung sowie Machbarkeits- und Wirtschaftlichkeitsanalysen für neue Anlagen – das sind seine Aufgaben. «Die grösste Herausforderung ist es, Lösungen zu entwickeln, die langfristig effizient und wirtschaftlich sind», sagt der Fachmann. «Wir versuchen stets, etwa 20 Jahre vorauszuplanen. Dabei stehen wir im Spannungsfeld zwischen politischen Entwicklungen, Gesetzen und Fördermassnahmen sowie dem Markt mit seinen Strompreisen – Faktoren, die wir oft nicht beeinflussen können. Als bundesnaher Betrieb müssen und wollen wir jedoch in Bezug auf die Energiestrategie des Bundes eine Vorreiterrolle spielen.»

Solarstrom für den Eigenverbrauch

Seit der Revision des Energiegesetzes 2017 nutzt die Post den produzierten Solarstrom innerhalb der eigenen Immobilie oder bietet ihn Mietern an. «Wir verkaufen den Strom also nicht wie bisher an das Elektrizitätswerk, sondern setzen auf den Eigenverbrauch», sagt Marc Kilcher. «Dabei sorgen Smart-Grid-Anlagen dafür, dass die erzeugte Energie möglichst effizient eingesetzt wird, indem sie Komponenten wie Wärmepumpen, Autoladestationen, Elektroboiler oder Batteriespeicher vernetzen und steuern.»

Innovative Speichertechnologien

Grundsätzlich wird bei der Post kein Neubau mehr errichtet, ohne Fotovoltaikanlagen einzuplanen. Auch bei Gebäudesanierungen wird dies überprüft. Darüber hinaus testet die Post neue Technologien: So wird in der Fotovoltaikanlage in Neuenburg in einem Pilotprojekt ein innovativer Stromspeicher eingesetzt. Er ist mit ausgedienten Rollerbatterien der Zwei- und Dreiradflotte bestückt. Nach etwa sieben Betriebsjahren haben die Batterien der Elektroroller eine Speicherkapazität von knapp 80 Prozent: zu wenig, um damit Briefe zuzustellen, aber mehr als genug für einen stationären Speicher, der über Nacht Postroller aufladen kann. Das Pilotprojekt, eine Massnahme im Rahmen des Nachhaltigkeitsprogramms «pro clima – wir handeln heute», erweist sich als so erfolgreich, dass die Post den Bau weiterer solcher Speicher prüft.