Hintergründe
Shared Mobility ist im Trend
App öffnen, Velo aufschliessen und losfahren. Was für die Kunden ein paar Handgriffe sind, bedeutet für PubliBike eine ausgeklügelte Logistik und regelmässigen Unterhalt. Es steckt viel Liebe zum Velo dahinter, um die schweizweit acht Netze mit 500 Stationen und 5000 Velos zu betreiben. Ein Blick hinter die Kulissen in Bern.
Inhaltsbereich

Bis zu 200 Velos drängen sich an warmen Tagen um die Stationen der Aare-Badeplätze in Bern. «Als wir das Netz konzipierten, gingen wir nicht von solchen Ballungen aus. Das ist der Topografie der Stadt Bern geschuldet, niemand will hochstrampeln, runter geht es einfach und schnell.» Christoph Blaser, COO von PubliBikeTarget not accessible erklärt weiter, dass in Zürich, mit 160 Stationen das zweitgrösste PubliBike-Netz, die Lage etwas anders sei: «In Zürich gibt es keine vergleichbaren Hotspots.» Mittlerweile hat PubliBike die Anzahl Stationen in der Stadt Bern auf 200 erweitert. «Die Lernkurve war steil und hoch. Wir haben unsere Abläufe, die Logistik wie auch die IT dahinter angepasst und laufend weiterentwickelt. Wir kennen jetzt die Netzcharakteristiken ziemlich gut und stehen an einem ganz anderen Punkt als noch vor zweieinhalb Jahren bei der Eröffnung.» Die Informatik ist der zentrale Pfeiler, auf dem das ganze Ausleihsystem aufbaut. PubliBike hat viel in die IT investiert und die Logistik, die App (GooglePlayTarget not accessible oder App StoreTarget not accessible) und den Ausleihprozess weiterentwickelt.
Bis zu 200 Akkus pro Tag wechseln
Genauso sieht es Tim Basler, Betriebsleiter des Veloverleihsystems beim Kompetenzzentrum Arbeit (KA)Target not accessible, der dafür verantwortlich ist, dass der Betrieb rund läuft. Das KA unterstützt ausbildungs- und erwerbslose Menschen bei der beruflichen und sozialen Integration. Das KA gehört zum Sozialamt der Stadt BernTarget not accessible. Sechs KA-Mitarbeitende und 40 Stellensuchende arbeiten momentan für PubliBike. In der Werkstatt reparieren sie täglich zwischen 20 und 60 Velos und tauschen zwischen 150 und 200 Akkus.

Mit viel Herzblut
Die Logistiker sind entweder mit grossen Transportfahrzeugen oder mit den eigens dafür konzipierten E-Bikes mit Anhängern unterwegs, um Velos einzusammeln, Akkus auszutauschen, Notfälle und Pannen zu beheben und die Velos an den Stationen auszugleichen. Hinter dieser Logistik steckt viel Aufwand, erklärt Tim Basler. «Mittlerweile ist die Werkstatt gut organisiert und die Prozesse optimiert. Viel schwieriger ist es, die Ausgleichslogistik zu planen. Bei sonnigem Wetter gibt es täglich über 6000 Fahrten in Bern. Da müssen wir die Einsatzplanung sehr flexibel handhaben.» Tim Basler ist mit Herzblut bei der Sache. Selber lange in der Velobranche tätig und passionierter Velofahrer, mag er die Zusammenarbeit mit Menschen aus unterschiedlichsten Kulturen und sozialen Hintergründen: «Es ist eine sinnvolle Tätigkeit: Der Veloverleih ist eine coole Sache, es macht Spass, mit Leuten zu arbeiten, die Freude an der Wirksamkeit ihrer Arbeit haben. Ausserdem mag ich die IT, es ist also eine ideale Kombination.»
Velohype alleine genügt nicht
Manche Stellensuchende zeigen derart viel Enthusiasmus, dass sie kaum Pausen machen möchten. Zu ihnen gehört Kidanemariam Amanuel. Er ist erst seit vier Monaten beim KA und schon sehr routiniert. Der 30-Jährige mag es, mit dem Anhänger rumzufahren und die Akkus zu verteilen. Manchmal kann er auch Kunden helfen, wenn sie an der Station eine Frage haben. Schäden meldet er per Handy umgehend der Werkstatt.


Shared Mobility ist laut Christoph Blaser im Trend. Deshalb sieht er grosses Potenzial für PubliBike, nicht nur wegen dem Corona-Velohype. Doch mit Bikesharing schwarze Zahlen zu erreichen, ist schwierig (InnoPodcast mit Markus Bacher). Einen ersten Schritt dazu hat PubliBike im Juni 2020 gemacht. Jede Fahrt kostet jetzt etwas, und kein zweites Velo kann gratis ausgeliehen werden mit dem gleichen Abo. Das drückt zurzeit die Anzahl Fahrten zwar etwas verbessert jedoch wie erwartet das Gesamtergebnis. Das KA-Logistikteam hat immer noch alle Hände voll zu tun. Jeden Tag.