Menschen

Handball im Blut

Mehdi Ben Romdhane ist der neue Hoffnungsträger des Schweizer Handballs. Der 19-Jährige nahm Anfang Jahr an den Weltmeisterschaften teil. Parallel zum Sport absolviert er eine Logistikerlehre bei der Post. Es gelingt ihm mit Bravour, diese beiden Facetten seines Lebens unter einen Hut zu bringen.

Ludovic Cuany

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Mehdi Ben Romdhane bei einem Handballspiel.
Copyright: Daniel Küttel

Mittwoch 13. Januar 2021, fünf Uhr morgens: Mehdis Telefon auf dem Nachttisch vibriert. Es ist eine Nachricht von Michael Suter, dem Trainer der Schweizer Handball-Nationalmannschaft. «Packt eure Koffer, Jungs! Morgen fliegen wir nach Ägypten.» Nach einem kurzen Telefongespräch mit seinem Vorgesetzten im Logistikzentrum Schaffhausen geht der junge Mann zunächst dennoch zur Arbeit.

Kaum ist er am Arbeitsplatz angekommen, klingelt auch schon das Telefon seines Chefs. Am anderen Ende der Leitung erklärt Michael Suter, dass Mehdi sich sofort zum Treffpunkt der Nationalmannschaft begeben muss, um seine Abreise an die Weltmeisterschaften vorzubereiten. Nach einem Tag in Quarantäne fliegt die Mannschaft am folgenden Tag vom Flughafen Zürich ab und gewinnt ihr erstes Spiel, bevor sie überhaupt ihr Hotel beziehen konnte. Zwei aussergewöhnliche Tage für einen aussergewöhnlichen Lernenden.

Mehdi vor den Pyramiden von Gizeh.
26 Jahre nach der letzten Teilnahme der Schweiz bestritt Mehdi zu Beginn des Jahres die Handball-WM in Ägypten.

Wichtiger Sprung aus der Heimat

Im Rückblick beschreibt Mehdi dieses Ereignis trotz des damit verbundenen Stresses als die schönste Erfahrung seiner jungen Sportlerkarriere. Der Handballer aus Yverdon-les-Bains im Kanton Waadt ist sehr anpassungsfähig. Vor vier Jahren verliess er das Elternhaus, um sich mit seinem Zwillingsbruder am anderen Ende der Schweiz niederzulassen und für eine der besten Handballmannschaften der Schweiz zu spielen: die Kadetten SchaffhausenTarget not accessible. Eine kulturelle Umstellung und eine Veränderung der Umgebung, die sich für die Weiterentwicklung in seiner Lieblingsdisziplin als unerlässlich erwiesen haben. «Als ich hier ankam, machte ich einen Deutsch-Intensivkurs, um mich besser zu integrieren. Alles verlief bestens.» Seit nunmehr zwei Jahren absolviert Mehdi eine Lehre im Logistikzentrum der Post in Schaffhausen und übt täglich seinen Lieblingssport aus.

Mehdi Ben Romdhane mit seinem Vater.

Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm

Trotz der Entfernung erkundigt sich Mehdi jeden Tag nach seiner Familie und pflegt namentlich eine enge Beziehung zu seinem Vater, der selbst Handball-Spitzensportler war und heute sein Mentor ist. «Ich rufe ihn jeden Abend an, um mit ihm über Handball zu sprechen, aber auch über andere Dinge. Er ist in meinem Alltag stets für mich da, gibt mir wichtige Impulse und ermöglicht mir, über meine eigenen Grenzen hinauszuwachsen.» Mehdis Leidenschaft für den Handball liegt ihm also in den Genen, obschon es eine Weile gedauert hat, bis er sie entdeckt hat. Als Kind probierte er verschiedene Sportarten wie Judo, Basketball und Fussball aus, fühlte sich darin aber nie ganz zu Hause.

Der junge Mann steht seinem Vater sehr nahe und sieht ihn als Vorbild.

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Ganz im Gegensatz zu seiner Arbeit bei der Post. «Es wird alles unternommen, damit ich meine sportliche Aktivität optimal entfalten kann und eine qualitativ hochstehende Ausbildung erhalte. Genau aus diesem Grund entschied ich mich für die Post!». Sein Arbeitspensum wurde in Absprache mit seinen Vorgesetzten auf 90 Prozent reduziert, damit er alle Trainingseinheiten absolvieren kann. Sein Vorgesetzter, der jeden Monat das Programm des Schaffhauser Clubs erhält, passt zudem Mehdis Arbeitsplan entsprechend an. Der Austausch zwischen dem Handballclub und dem Unternehmen funktioniert ausgezeichnet, was Mehdi den Alltag erheblich erleichtert. «Die Kommunikation ist zentral und verläuft reibungslos», so das 19-jährige Talent.

Mehdi bei der Arbeit.

Belastbarkeit und Ehrgeiz

Mehdi, der sich kurz nach den Weltmeisterschaften einen Bänderriss am rechten Fuss zuzog, stellt sich dieser ersten Belastungsprobe in seiner jungen Karriere mit Reife und Gelassenheit. «Für mich ist das Glas immer halb voll. Dank meiner Verletzung konnte ich mehr Zeit mit meiner Familie verbringen und mich ausruhen. Auch habe ich viel mit den Physiotherapeuten gearbeitet, um noch stärker zu werden.» Mehdi, der sein Training vor Kurzem wieder aufgenommen hat, ist fest entschlossen, seinen Weg an die Spitze des Schweizer Handballs fortzusetzen. Welche Ziele hat er sich gesteckt? Sich auf nationaler Ebene zu behaupten und seine Karriere anschliessend vielleicht im Ausland fortzusetzen und natürlich die Schweiz an internationalen Turnieren zu vertreten. Vor allem aber seine Lehre erfolgreich abzuschliessen. Das wünschen wir ihm von Herzen!

Mehdi wird seine Logistikerlehre im Logistikzentrum Schaffhausen im kommenden Sommer abschliessen.

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verfasst von

Ludovic Cuany

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