Hintergründe

«Alle müssen am digitalen Leben teilnehmen können»

Die Schweiz ist eines der wettbewerbsfähigsten Länder, hat aber Nachholbedarf in Sachen Digitalisierung. Nicole Burth, seit 1. Januar 2021 Leiterin des neuen Geschäftsbereichs «Kommunikations-Services» der Post, erklärt, welche Rolle die Post bei der Digitalisierung der Schweiz spielt.

Christina Lamprecht

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Nicole Burth
Nicole Burth, seit 1. Januar 2021 Leiterin des neuen Geschäftsbereichs «Kommunikations-Services» der Post.

Nicole Burth, wie fit ist die Schweiz digital?

Die Schweiz gehört digital nicht zu den fittesten Ländern. Insbesondere das Gesundheitswesen, die öffentliche Verwaltung und die KMU hinken hinterher. Nebst Behörden und Unternehmen sind aber auch die Bürgerinnen und Bürger gefordert, mit der Digitalisierung Schritt zu halten. Viele fühlen sich von deren Dynamik und Komplexität jedoch überfordert.

Wie kann die Schweiz den Rückstand aufholen?

Damit die Schweiz zukunftsfähig bleibt, müssen alle Menschen am digitalen Leben teilnehmen und mit den aktuellen Entwicklungen Schritt halten können. Es geht um Chancengleichheit und darum, dass niemand bei der Digitalisierung zurückgelassen wird. Hier kommt die Post ins Spiel. Unser Ziel ist es, die Schweiz fit für die Digitalisierung zu machen und sie zu unterstützen, die Herausforderungen der digitalen Zukunft zu meistern – mit einfachen, sicheren digitalen Angeboten und Lösungen.

Wie können eure Angebote und Lösungen im Alltag helfen?

Sie ermöglichen Menschen, Unternehmen und Behörden intuitive digitale Interaktionen sowie den einfachen und sicheren Umgang mit ihren Daten. Einfach, damit unsere Lösungen auch von Personen mit geringen digitalen Kompetenzen bedient werden können. Das ist laut Bundesamt für Statistik (BFS)Target not accessible rund die Hälfte der Schweizer Bevölkerung. Aber nicht nur die Komplexität von Applikationen überfordert die Menschen, sondern auch die Menge. In Deutschland hat jeder Mensch im Durchschnitt 78 Online-Konten. Hier den Überblick zu behalten, ist sogar für digital Versierte anspruchsvoll.

Kannst du ein konkretes Beispiel nennen?

Das Beispiel von Rechnungen zeigt deutlich, wie benutzerunfreundlich die Administration heute ist: Menschen erhalten ihre Rechnungen per Post, per E-Mail, in einer App oder müssen sie von einer Website herunterladen. Hier schafft unsere neue ePost-App (Google PlayTarget not accessible und Apple StoreTarget not accessible) Abhilfe. Sie ist ein digitaler Briefkasten, mit dem man Rechnungen zentral empfangen, dank künstlicher Intelligenz am richtigen Ort ablegen und direkt bezahlen kann.

Praktisch. Aber wie sieht es mit der Datensicherheit aus?

Es reicht nicht, kundenfreundliche Services mit maximalem Nutzen anzubieten, wenn diese nicht sicher sind. Die Anforderungen an die Vertraulichkeit und Privatsphäre im Umgang mit sensiblen Informationen und Daten nehmen laufend zu. Wir entwickeln deshalb Applikationen, die maximale Sicherheit gewähren, ohne bei der Benutzerfreundlichkeit Abstriche zu machen.

Wie geht ihr konkret vor?

Wir investieren in den Aufbau von digitalen Ökosystemen, in denen sich Private, KMU und Behörden untereinander vernetzen, Dienstleistungen beziehen und interagieren können. Im Ökosystem für KMU stehen Lösungen wie die ePost-App und KLARA KMUTarget not accessible im Fokus. KLARA KMU ist ein digitaler Assistent, der unter anderem eine einfache Buchhaltungs- und Lohnabrechnung ermöglicht. Mit dem Ökosystem für Behörden wollen wir öffentliche Verwaltungen und Gemeinden bei der Digitalisierung mit einer Gesamtlösung unterstützen. Darüber hinaus unterstützen wir die Wiedereinführung von E-Voting und stellen ein System bereit, das die vollständige Überprüfung der abgegebenen Stimmen ermöglicht. Interessierte Kantone können es 2023 zum ersten Mal einsetzen.

Und was ist im digitalen Ökosystem Gesundheitswesen geplant?

Wir sind der Überzeugung, dass ein digitalisiertes Gesundheitswesen und das elektronische Patientendossier (EPD) zu einer fortschrittlichen Schweiz gehören. Deshalb investieren wir in den Aufbau des digitalen Ökosystems Gesundheitswesen. Seit 2021 hat die Hälfte der Bevölkerung Zugang zum EPD. Wir sorgen für den geschützten Zugang zu diesen sensiblen Gesundheitsdaten. Zudem sind wir daran, unsere E-Health-Plattform zur hochsicheren Vernetzungsplattform «Cuore» auszubauen. Sie steht allen Akteuren des Gesundheitswesens offen und ermöglicht die digitale Abbildung und Administration ganzer Behandlungspfade.

Kannst du etwas dazu sagen, was ihr 2021 bereits erreicht habt?

Wir haben uns viel vorgenommen und auch sehr viel erreicht. So haben bereits rund 36'000 private Nutzerinnen und Nutzer ein Profil auf der ePost-App eröffnet, die wir im Juli lanciert haben. Schon 39'000 KMUs nutzen die Unternehmenssoftware KLARA – und jeden Monat kommen rund 1200 Neukunden dazu. Allen diesen KMUs steht auch unsere ePostTarget not accessible-Lösung zur Verfügung. Das EPD wird seit November von zwölf Kantonen genutzt: AG, AR, FR, GE, GL, GR, JU, NE, SG, TI, VD und VS. Weiter haben wir unser Produktportfolio durch eine digitale Zertifikats- und Signaturlösung erweitert. Die Elektronische SignaturTarget not accessible ermöglicht Nutzerinnen und Nutzern, mit einem Login auf alle digitalen Ökosysteme und alle herkömmlichen Services der Post zuzugreifen. Durch die Übernahme der Mehrheit der Firma TresoritTarget not accessible können wir Privatpersonen und Unternehmen eine sichere Lösung zum Verwalten, Speichern, Synchronisieren und Teilen von Dateien in der Cloud anbieten. Das ist gerade auch für Gemeinden interessant.

Und was steht 2022 an?

Wir werden die einzelnen Ökosysteme mit zusätzlichen Funktionalitäten ausstatten und wollen weitere Nutzerinnen und Nutzer für alle unsere Lösungen gewinnen. Ein weiterer Fokus liegt darauf, dass die über 3 Mio. Menschen, die ein Post-Login haben, in Zukunft über eine SwissID verfügen. Ein Ziel ist es auch, dass die ePost-App zu einer schweizweit relevanten App wird. Die E-Health-Plattform «Cuore» werden wir 2022 lancieren. Das EPD werden wir funktional und regulatorisch weiterentwickeln.

Da habt ihr einiges vor. Was liegt dir dabei besonders am Herzen?

Es stimmt, wir sind ambitioniert unterwegs. Zu schaffen ist dies nur, wenn wir im Team gut zusammenarbeiten und Spass an unserer Arbeit haben. Deshalb sind mir das Team und die zwischenmenschliche Komponente so wichtig. Es soll sich jede und jeder einbringen können, damit wir unsere Ziele nicht nur erfüllen, sondern möglichst übertreffen.

verfasst von

Christina Lamprecht

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