Ein Bergsee mit eigener Hymne
Der viel besungene Lauenensee im Berner Oberland verzaubert auch im Winter. Die Wanderung von Lauenen zum See und zurück ist für jung und älter ein schöner Tagesausflug mit zauberhaften Eindrücken.
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Ich glaube, es gibt keinen anderen Schweizer See mit eigener Hymne. Dank der Mundartband Span ist er zum deutschschweizer Kulturgut geworden und alle summen «I gloube, i gange noch meh…a Louenesee», sobald man das Wort Lauenen in den Mund nimmt.

Die Winterwanderung zum Lauenensee startet in Gstaad. Routiniert kurvt Postautochauffeur Stefan Reber Richtung Lauenen Dorf. Auf den letzten Metern hinauf öffnet sich plötzlich das Tal und ich staune über die Bergkulisse. Ein Anblick, bei dem auch dem jungen Fahrer jedes Mal das Herz aufgeht. Er geht so oft es seine Agenda erlaubt raus zum Wandern. «Saisonbedingt sind wir an den schönsten Tagen am Arbeiten», sagt er. Als Ausgleich zum langen Sitzen im Fahrersessel braucht er jedoch die Bewegung in der Natur. Ob er sich vorstellen könnte, in einer Stadt zu fahren? «Nein, ich glaube, das wäre mir zu unpersönlich.» Sagt's und öffnet die Türen. Die kühle Bergluft strömt herein und wir hinaus.

Wie Puderzucker. So kommt einem der Schnee in der zauberhaft verschneiten Landschaft vor. Pferdekutschen mit warm eingehüllten Passagieren fahren glockenklingelnd auf dem eingeschneiten Wanderweg vorbei. Ein Zwergpony mit Kind auf Rücken blinzelt unter langem Pony in die Sonne. Ein grosses Kuscheltier, denke ich fast ein bisschen neidisch. Der See versteckt sich hinter der Bergkuppe in einem Moorwiesen-Naturschutzgebiet. An einem schneefreien Fleckchen bräteln Wanderer tatsächlich eine Cervelat. An der Sonne hält man es nämlich gut aus.
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Kein Kneifen beim Kneippen
Ein kleiner, gut zugänglicher Bach führt direkt zum See. Gerade vorher hatte ich grossspurig verkündet, dass ein Kneipp-Fussbad durchaus gesund wäre, hatte es aber nur halb ernst gemeint. Meine Freundin Karin grinst mich herausfordernd an. Jetzt gibt es kein Kneifen mehr. Eine Eissschicht liegt auf dem Bach, ich durchbreche sie, halte es laut schnaufend knapp 30 Sekunden aus. Dann tut es nur noch weh. Nach dem Fussbad sehen meine Füsse zwar aus wie ein rohes Stück Fleisch, aber sie sind wunderbar warm und durchblutet. Apropos Fleisch: Zeit für eine Pause. Wir packen die Wienerli mit Suppe aus und wärmen sie mit dem kleinen Gaskocher. Genau in diesem Moment kommt uns ein junger Wanderer mit dem Span-Song auf dem Handy entgegen. Wir schauen uns an und lachen laut auf. Seinen Hund behalten wir besser im Auge – der schnuppert nämlich interessiert in Richtung Wienerli.

Von Tristen und Lischen
Ein wunderschönes Winternachmittagslicht begleitet uns auf dem Rückweg. Wir wandern durch weniger Wald und mehr offene Landschaft, sehen ein paar verstreute Häuser, eine Abzweigung zu einem kleinen Restaurant. Kurz vor dem Dorf geht es hinunter zur Moorlandschaft, weg von der Strasse. Dieser Abschnitt ist richtig malerisch. Anstatt Sumpf zieht eine Loipe durch die Ebene und der Winterwanderweg liegt vor uns. Immer wieder kommen wir an Heuhaufen vorbei. Wie wir von Stefan Reber erfahren haben, nennt man sie hier oben «Triste», also Heuhaufen, und das Material heisst nicht Stroh sondern «Lische». Wie Wächter säumen sie unseren Weg. Auch hier ein Fotostopp und ein Blick auf die Uhr. Passt – es reicht gut bis zur Abfahrt. Zufrieden sinken wir in die Postauto-Sitze und lassen uns bequem hinunterkutschieren nach Gstaad. Das war ein schöner Tag. Ich glaube, wir kommen noch meeeehr, …
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Natürlich ist die Winterwanderung auch für Familien ein super Tagesausflug – Schneefrauen und -männer kann man ungeniert und am Laufmeter bauen. Wenn es Schnee hat. Sonst vielleicht eher Strohmänner.
Dauer: ca. 2.40 Stunden
Anforderung: mittel
Weg: kinderwagentauglich
Höhenmeter: 230
Distanz: 7.9 km
Mehr zu den Wanderungen von Schneehase Sophie sowie zu viele weiteren inspirierenden Wanderideen erfahren Sie unter auf der Wander-Website der Post. Die Post ist Hauptpartnerin der Schweizer Wanderwege.
Fotos: Tom Huber