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Bessere und schnellere Entscheide im Duo

Matthias Dietrich und Katrin Nussbaumer teilen sich zu je 50 Prozent die Leitung des Stabs CEO bei der Post im Topsharing, führen zusammen einen Funktionsbereich und sind ständige Beisitzende in der Konzernleitung. Die restlichen Stellenprozente – Matthias arbeitet Vollzeit, Katrin im 80 Prozent Pensum – wenden sie für die Beziehungspflege zu Parlament und Eigner auf. Als eines von etwa 70 Topsharing-Duos der Post gewähren sie Einblicke in ihren Führungsalltag.

Claudia Iraoui

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Matthias Dietrich und Katrin Nussbaumer
Matthias Dietrich und Katrin Nussbaumer sind eines der 70 erfolgreichen Topsharing-Duos der Post. Sie führen zusammen einen Funktionsbereich im Konzern Post. © Loan Schläppi

Ihr seid eines von rund 70 Topsharing-Duos der Post. Wie kam es dazu, dass ihr euch eine leitende Stelle teilt?

Katrin Nussbaumer: Die Stabstelle wurde neu geschaffen und war mit der Option Topsharing ausgeschrieben. Wir haben uns zusammen beworben. Es war ein Prozess mit intensiven Diskussionen, bis wir uns zur Bewerbung entschieden haben.

Matthias Dietrich: Katrin und ich kannten uns bereits und hatten eng zusammengearbeitet. Es dauerte zwei bis drei Wochen, bis wir unsere Kandidatur bereit hatten. Wir haben uns als Duo beworben, mit einem ganz konkreten Modell, wie wir zusammen funktionieren wollten.

Ihr kanntet euch also schon vorher. Warum hattet ihr ein gutes Gefühl, dass es klappen könnte?

MD: Hätte ich Katrin nicht so gut gekannt, hätte ich mich auch nicht mit ihr beworben. Neben den Verschiedenheiten haben wir einen starken gemeinsamen Nenner: dasselbe Verständnis von Leadership darüber, was wir für die Post als wesentlich erachten, nach welchen Prinzipien und nach welcher Kultur wir arbeiten wollen.

KN: Ich hatte bereits Erfahrung mit den Herausforderungen einer Topsharing Stelle. Matthias und ich haben bereits vorher gemeinsam Krisen bewältigt und wussten somit, wie wir beide mit Konflikten und Unstimmigkeiten umgehen.

Was war die Hauptmotivation dafür, dass ihr dieses Modell gewählt habt?

KN: Die Leitung Stab der Post ist eine sehr spannende und stark exponierte Stelle mit einer grossen Vielfalt an Themen. Zu zweit können wir die Last laufend verteilen, können Entscheidungen challengen und sind so viel effizienter. Die Zweisamkeit hilft auch in belastenden Situationen wie zum Beispiel im Personalbereich. In der Summe erlaubt Topsharing, dass du deine Ressourcen nachhaltiger einteilen kannst, was aus meiner Sicht ein wichtiger Pluspunkt ist - auch für den Arbeitgeber. Ich selbst arbeite 80 Prozent und habe zwei Kinder, die noch viel Flexibilität verlangen. Alleine würde ich den Job in dieser Intensität auf Dauer nicht machen wollen.

MD: Meine Hauptmotivation ist der Job als solches: Er ist enorm spannend, dazu gehört das Integrieren von verschiedenen Perspektiven. In einer Führungsposition ist man manchmal alleine – in einer Co-Leitung ändert sich das. Nicht nur in Bezug auf Entscheidungen – sondern auch in Bezug auf Erfolge und Misserfolge.

Topsharing gibt es bei der Post schon seit 2008. Was sind Vor- und Nachteile?

MD: Topsharing ist nicht das Gleiche wie Jobsharing. Es gibt keine Übergabe an sich, sondern wir diskutieren, schärfen das Thema und entscheiden schnell. Wenn man gemeinsam Entscheidungen bei gleicher Verantwortung trifft, gibt das eine ganz neue Qualität der Arbeit.

Matthias Dietrich und Katrin Nussbaumer
© Loan Schläppi

Was braucht es für ein erfolgreiches Topsharing?

KN: Es braucht ganz klar ein Commitment zum Modell und grosses Vertrauen in den Jobpartner oder in die Jobpartnerin. Und letztendlich die Gelassenheit, dass man nicht immer und überall seinen Kopf durchsetzen muss. In guten wie in schlechten Zeiten. Das ist für mich ein kleiner Preis, den ich für dieses Arbeitsmodell gerne zahle.

MD: Diskussion und Diversität bringen mehr Reflektion und damit bessere Entscheidungen. Manchmal braucht es eben Souplesse (Flexibilität, Anmerkung der Redaktion), um Probleme zu lösen, nicht nur Durchsetzungskraft. Klar, es kann manchmal eine Asymmetrie im Informationsfluss geben, aber es ist unsere Aufgabe, diese aufzuheben.

Wie unterscheidet und ergänzt ihr euch?

KN: Ich bin FC Basel Fan, er ist FC St.Gallen Fan... (lachen zusammen). Wir bringen unterschiedliche berufliche Erfahrungen und Netzwerke mit, unsere Komplementarität findet sich eher in den unterschiedlichen Netzwerken und Lebenssituationen. Es ist spannend, Ideen zwischen zwei verschiedene Polen zu spiegeln.

Wie aufwändig sind die Absprachen/Übergaben?

MD: Wie erwähnt, Übergaben gibt es nicht wirklich. Wir sind beide da und sprechen uns ab. In fachlichen Themen ergibt es sich meistens von alleine, wer wo den Lead übernimmt: Braucht es tieferes regulatorisches Verständnis und Netzwerk in die Verwaltung, dann ist Katrin im Lead, geht es um Parlament oder Politik, bin ich es.

Wie sieht es mit dem Lohn aus: Bezahlt euch die Post gleich?

MD: Die Post engagiert sich aktiv für faire Anstellungsbedingungen und damit für Chancengleichheit. Deswegen werden wir genau gleich entlohnt.

KN: Das ist ein wichtiger Aspekt. Wenn im Topsharing keine Lohngleichheit herrscht, ist es kein gleichberechtigtes Duo.

Hand aufs Herz: Empfehlt ihr euer Modell anderen Menschen weiter?

KN: Ich würde Topsharing jederzeit und in jeder Funktion weiterempfehlen, vorausgesetzt, dass der menschliche Faktor im Duo und um das Duo rum stimmt. Kader-Jobs können einem viel abverlangen; der zeitliche und inhaltliche Druck ist hoch. Topsharing zahlt auf beide Dimensionen ein. Aber besonders auf die zweite, denn es schafft grosse Entlastung, insbesondere was den Mental Load angeht.

verfasst von

Claudia Iraoui

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