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Ganz einfach Weltmeister

«Veni, vidi, vici!» So könnte man den unglaublichen sportlichen Aufstieg von Aris Idrizi zusammenfassen, einem KV-Lehrling der Post. Er flog nach Bangkok und kam mit dem Weltmeistertitel im Muay Thai ins Tessin zurück. Wir erzählen, wie es dem jungen Mann aus Bellinzona gelang, in der Hauptstadt des Thaiboxens zum Weltmeister zu werden.

Marco Scossa

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Il 17enne Aris Idrizi è diventato campione del mondo di Muay Thai che si sono tenuti a Bangkok dal 13 al 20 marzo.
Der 17-jährige Aris Idrizi holte an den Weltmeisterschaften im Muay Thai, die vom 13. bis 20. März in Bangkok stattfanden, den Titel.

Wie bist du zum Thaiboxen gekommen?

Bevor ich mit Muay Thai, besser bekannt als Thaiboxen, angefangen habe, habe ich mehrere Jahre lang Judo gemacht. Nachdem meine Familie nach Bellinzona gezogen ist, habe ich mich nach einem Studio umgesehen, um weiterhin Sport zu treiben. Mein Cousin hat mir von Thai Boxing Bellinzona erzählt, wo er bereits trainierte. Ich wollte diese Disziplin ausprobieren, und es hat mir sofort den Ärmel reingezogen. Nun trainiere ich seit rund zwei Jahren in diesem Studio, das in der Tessiner Kampfsportszene sehr bekannt ist. 

Weltmeistertitel fürs Tessin Kann man sagen, dass dies eine absolute Premiere ist?

Im Tessin gibt es derzeit nicht sehr viele Thaiboxer, weshalb auch nur wenige internationale Titel in den Kanton kommen. Dieses Jahr ist in dieser Hinsicht aussergewöhnlich. Tessiner Sportler haben sogar zwei Titel gewonnen: Auch ein Kollege aus meinem Studio holte sich eine Medaille. Diese Resultate haben eine besondere Bedeutung, wenn man bedenkt, dass sie im Thaiboxen gewonnen wurden, einer Disziplin, in der viele von Kindesbeinen an trainieren.

Muay Thai

Hast du dir Hoffnungen auf den Titel gemacht, als du nach Bangkok aufgebrochen bist?

Als ich selektioniert war und sie mir die Teilnahme an der Weltmeisterschaft angeboten haben, da habe ich schon kurz gezögert und war verunsichert. Der zweite Gedanke mit kühlerem Kopf war, dass sie mir vertrauen und an mein Potenzial glauben. Mit dieser Überzeugung habe ich zu arbeiten angefangen. Ich sagte mir, dass wenn ich diese Möglichkeit erhalte, ich sie mir auch verdient habe, dass die ganze Arbeit im Studio nun Früchte trägt und dass ich die Fähigkeit habe, an der Weltmeisterschaft ein schönes Resultat zu erzielen. Um sich auf ein solches Abenteuer einzulassen, muss man unbedingt an das Resultat glauben, wenigstens ein bisschen, auch wenn auf dem Papier und objektiv gesehen die Wahrscheinlichkeit für den Titelgewinn nicht sehr gross war. Ausserdem wurde ich in meiner sportlichen Entwicklung von einem Coach begleitet, mit dem ich auch am Mentalen arbeiten konnte. Im Kampfsport ist dies ein sehr wichtiger Faktor. 

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Gibt es ein Leben vor und nach dem Titel? Hat sich dein Leben als Weltmeister konkret verändert?

Ja, etwas hat sich verändert. Konkret eröffnet mir der Weltmeistertitel eine ganze Reihe neuer Möglichkeiten, und viele Türen gehen auf. Es bleibt viel Arbeit zu tun, aber ich habe gelernt, dass es mit der richtigen Einstellung möglich ist, alles zu schaffen. Es freut mich sehr, dass wir dank diesem Titel unsere Disziplin bekannter machen und neue Athleten gewinnen können, die die Gelegenheit erhalten, die Schönheit des Muay Thai kennen zu lernen.

Den grössten Titel mit 17 Jahren. Welche sportlichen Ziele kann sich ein Weltmeister noch setzen?

Für mich ergeben sich aus dem Titel sowohl ein grosses als auch ein kleines Ziel. Dieser Sieg hilft mir sehr dabei, mir meiner Fähigkeiten bewusst zu werden und die nächsten Herausforderungen anzugehen.
Den Titel habe ich in meiner jetzigen Alters- und Gewichtsklasse gewonnen. Mit der Zeit werde ich in anderen Kategorien kämpfen, wo sich mir neue Herausforderungen stellen. Der Weg ist noch weit, und an Zielen fehlt es nicht. So wie viele Athleten hoffe ich, dass ich meine Leidenschaft zum Beruf machen kann, in meiner Disziplin an die absolute Weltspitze komme und noch viele Titel nach Hause bringe.

Aris Idrizi und seine Delegation

Ein solches Ziel erfordert ein grosses Engagement und viele Opfer. Verstehen das deine Familie, deine Freunde und die Post, und unterstützen sie dich?
Neben der geistigen ist auch die körperliche Nahrung und somit eine spezielle Ernährung wichtig. Wie sieht sie aus? 

Das Engagement ist offensichtlich sehr gross. In den Trainings, die sehr intensiv und auf hohem Niveau ablaufen, braucht es maximale Konstanz. Wenn ich von Opfern spreche, denke ich in meinem Fall besonders an die Ernährung. Will man auf hohem Niveau kämpfen und an internationalen Wettkämpfen im Ring stehen, geht es nicht ohne angepasste Ernährung. Man muss gesund essen und insbesondere auf Süssigkeiten sowie möglichst auf Fastfood verzichten.

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Man muss auf den eigenen Körper hören und vor allem das Gewicht im Griff haben; wenn man in den Ring steigt, braucht man ein bestimmtes Gewicht. Zum Glück kann ich auf die Menschen zählen, die mir nahe sind, sowohl in der Familie als auch bei der Arbeit. Ich fühle mich von den Kollegen jederzeit ernst genommen und unterstützt. Sie kommen mir stets entgegen, damit ich die Arbeit, das Training und die Wettkämpfe unter einen Hut bringen kann. Die vielen Nachrichten, die ich vor und nach dem Wettkampf von den Kolleginnen und Kollegen erhalten habe, haben mich sehr gefreut. Ich hatte das Gefühl, sie stünden mit mir im Ring.

Ein Rat an alle jungen Sportlerinnen und Sportler.

Alle jungen Sportlerinnen und Sportler müssen vorbehaltlos an das glauben, was sie tun, und auch an sich selbst. Manchmal ist es schwer, gewisse Opfer zu erbringen, zum Beispiel nicht in den Ausgang zu gehen, weil man sich auf einen Wettkampf vorbereitet. Aber wenn man wirklich Erfolg haben will und seine Ziele schlussendlich erreicht, machen alle Opfer Sinn.

Mehr Informationen zur Disziplin
Thai Boxing BellinzonaTarget not accessible

verfasst von

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