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«Wir wollen eine fossilfreie Mobilität in der Paketzustellung erreichen»

Die Entwicklung bei der Produktion von Batterien und Fahrzeugen schreitet rasant voran. Deshalb ist für Thomas Ernst, Leiter Nationale Transporte und Beschaffung bei PostLogistics, eine Vollelektrifizierung des grössten Teils der Postflotte durchaus ein realistisches Ziel.

Sandra Gonseth

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Thomas J. Ernst
Thomas J. Ernst, Leiter Nationale Transporte und Beschaffung PostLogistics (Copyright: Monika Flückiger)

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Sie befassen sich bei der Post täglich mit E-Mobilität. Was fasziniert Sie daran?

Mich fasziniert die Herausforderung, eine fossilfreie Mobilität in der Paketzustellung zu erreichen – trotz aller offenen und verdeckten Widerständen.

Von welchen Widerständen sprechen Sie?

Mir scheint, als hätten einige Fahrzeughersteller noch wenig Interesse an der Produktion von E-Nutzfahrzeugen – löbliche Ausnahmen ausgeschlossen. Denn Zulieferer und Garagisten geraten unter Druck, weil E-Fahrzeuge massiv geringere Instandhaltungsaufwände generieren.

Wie bewähren sich denn die E-Fahrzeuge im Postalltag? 

Seit Juni 2017 sind acht speziell nachgerüstete E-Lieferwagen in Hinwil, Oerlikon und Basel auf der Zustellung: Die Fahrer, die Basisleitungen und die Kunden sind unverändert begeistert. So garantiert die einfache Handhabung des Fahrzeugs eine ruhige und entspannte Fahrweise. Statt das Bremspedal zu betätigen, reicht es nämlich, einfach den Fuss vom Gas zu nehmen.

Die Post will ihre Lieferwagenflotte (bis 3,5 Tonnen) bis 2030 auf E-Antrieb umstellen. Ist das realistisch?

Wenn ich die Entwicklung bei der Produktion von Batterien und Fahrzeugen anschaue, kann das für den grössten Teil der Flotte durchaus realistisch sein. Ein verfügbares Investitionsvolumen ist jedoch die Voraussetzung. 

Die Rollerflotte in der Briefzustellung ist bereits elektrifiziert. Wie weit ist man bei der Paketzustellung? 

Die dafür nötige Elektroplanung in den vier grossen Städten Genf, Bern, Basel und Zürich wurde Mitte 2019 abgeschlossen. Auf diesen Zeitpunkt wurden auch elf MAN-E-Lieferwagen ausgeliefert. Die Auslieferung von zehn chinesischen E-Lieferwagen wird in der zweiten Jahreshälfte erfolgen.

Was sagen Sie zu kritischen Stimmen betreffend Produktion und Entsorgung von Akkus und Batterien?

Die Entwicklung der Produktion von Batterien, was die Komponenten, die Grösse und die Lebensdauer betrifft, ist noch längst nicht abgeschlossen. Statt zu entsorgen, entwickelte die Post Lösungen, um Stromspeicher an Fotovoltaikanlagen aufzubauen. Ähnliche Konzepte sind in Zukunft sicher noch entwickelbar.

Und was passiert mit den ausgemusterten fossil betriebenen Fahrzeugen? 

Diese werden durch Post Company Cars, der Posttochter fürs Flottenmanagement, nach fixen Abnahmeverträgen dem Hersteller zurückgegeben. Dieser bedient damit dann den Occasionsmarkt. 

Um den CO2-Ausstoss zu senken, ist nicht nur die Antriebstechnik ausschlaggebend, sondern auch die verwendete Energie. Wie ist die Post da unterwegs?

Die Post beschafft seit 2008 zu 100 Prozent Strom aus erneuerbaren Quellen; seit 2012 vollständig aus der Schweiz. Der Strom stammt aus Wasser-, Wind- und Solarkraft sowie aus Biomasse. Da sind wir als staatsnaher Betrieb vorbildlich unterwegs.

Werden in Zukunft auch die Lastwagen der Post mit Strom fahren?

Da wir seit 2016 keine eigenen LKW mehr einsetzen, legen wir den Fokus auf die Lieferwagenflotte für die Paketzustellung. Einer unserer Transportpartner, Hugelshofer Logistik AG in Frauenfeld, transportiert seit Anfang Juni Pakete mit der ersten vollelektrischen Sattelzugmaschine von MAN. Persönlich sehe ich mittelgrosse E-LKW eher im Bereich Auslieferungen im Kurzstreckeneinsatz. Für nationale Transporte im 40-Tonnen-Bereich drängt sich der Wasserstoffantrieb auf. Da sind konkrete Lösungen ab 2023 in Sicht.

verfasst von

Sandra Gonseth

Redaktorin