Hintergründe

In der Nacht geht die Post ab

Sie codieren Pakete, sortieren Briefe, bringen Reisende an ihr Ziel und sind in den Filialen für ihre Kundinnen und Kunden da: Pöstlerinnen und Pöstler, die frühmorgens, spätabends und in der Nacht arbeiten.

Sandra Gonseth

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Copyright: Florian Kalotay

2 Uhr, Frauenfeld (TG)

«In der Nacht läuft im Paketzentrum mehr als am Tag, das mag ich. Da habe ich gar keine Zeit, um müde zu werden.»

Clara Teixeira (41) ist Mitarbeiterin Produktion und Codierung. Seit 22 Jahren arbeitet sie im Paketzentrum Frauenfeld abwechslungsweise eine Woche am Tag und eine Woche in der Nacht. Sie liest den Barcode der Pakete auf dem Förderband ein. Wenn die Kamera die Adresse nicht lesen kann, erfasst sie diese manuell. Obwohl sie nach einer Nachtschicht nur sehr wenig schläft, ist es für die Mutter einer Tochter die optimale Lösung, um Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen.

Copyright: Florian Kalotay

23.50 Uhr, Kastanienbaum LU

«Kürzlich brachte uns ein Anwalt zehn Minuten vor Mitternacht einen Brief. Für den aktuellen Poststempel ist er 150 Kilometer weit gefahren.»

Vitor Ramires (58) ist Nachtportier im Viersterne-Seehotel Kastanienbaum am Vierwaldstättersee. Die Filiale mit Partner der Post ist einzigartig: Sie ist die erste Filiale mit Partner in einem Hotel und rund um die Uhr an sieben Tagen der Woche geöffnet. Als Nachtportier ist der gebürtige Portugiese für die Hotelaufgaben und die Postgeschäfte zuständig. Sein Nachdienst geht von 22.15 bis 7 Uhr morgens.

Copyright: Florian Kalotay

6 Uhr, Reinach (BL)

«In den Wintermonaten gibt es viel mehr Sendungen zu verarbeiten, das ist anstrengend. Deshalb kommt vor, dass ich an Weihnachten verspätet zum Familienessen erscheine.»

Selina Leuzinger (23) ist Zustellerin und stellvertretende Berufsbildnerin. Sie ist mitverantwortlich für die Ausbildung von zehn Lernenden. Das Team sortiert zuerst die A- und B-Post in die Botengestellt – seit Corona auch Päckli. Dann werden die umweltfreundlichen DXP-Roller beladen und die Sendungen an die Haushalte und Geschäftskunden zugestellt.

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4.15 Uhr, Zürich

«Wir sind der Rückhalt für die Fahrer. Ich weiss wovon ich spreche. Denn ich sass lange Jahre selber hinter dem Steuer.»

Oliver Stadler (49) ist Disponent bei der PostAuto-Leitstelle Zürich. Er regelt bei Umleitungen wegen Baustellen, Unfällen oder sonstigen Ereignissen die sichere Weiterfahrt für die Fahrgäste. Bei Bedarf informiert er die Passagiere live über den Postauto-Lautsprecher. Er arbeitet seit 1988 im Schichtbetrieb und mag es, in den frühen Morgenstunden auf den leeren Strassen zur Arbeit zu fahren.

Copyright: Florian Kalotay

20.50 Uhr, Freiburg

«Unsere Filiale befindet sich in einem grossen Einkaufszentrum mit grosszügige Öffnungszeiten. Viele Kundinnen und Kunden verbinden ihren Einkauf mit einem Postgeschäft.»

Ghislaine Rhême (57) ist Teamleiterin in der Postfiliale im Freiburger Avry-Centre. Am Freitag ist die Filiale bis 21 Uhr geöffnet. Den Abenddienst absolviert das Team im Turnus. Ghislaine macht es nichts aus, abends alleine am offenen Schalter zu arbeiten. Das ist nicht bei allen so, denn es kann immer zu einer unangenehmen Situation kommen. Diese Arbeitszeiten verlangen grosse Flexibilität, vor allem als ihre Kinder noch klein waren. Heute ist das anders: Sie kann die Stunden kompensieren und auch mal auf eine Wanderung gehen, wenn die anderen arbeiten.

verfasst von

Sandra Gonseth

Redaktorin

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