Hintergründe

Die Post von morgen

Die Post hat am 14. Mai 2020 ihre neue Strategie für die Jahre 2021-2024 der Öffentlichkeit vorgestellt. Konzernleiter Roberto Cirillo erläutert die Ziele der neuen Strategie im Interview.

Alexander Volz

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Konzernleiter Roberto Cirillo
Konzernleiter Roberto Cirillo zur Strategie der Post: «Wir wollen ganz gezielt wachsen, und zwar in unseren traditionellen Kernkompetenzen Logistik und Kommunikation. Das sind unsere Stärken und hier können wir den grössten Beitrag für die Schweiz leisten.»

Roberto Cirillo, Sie haben heute die neue Strategie der Post der Öffentlichkeit vorgestellt. Welche Überlegungen liegen dieser Strategie zugrunde?

Wir sind überzeugt, dass eine Schweiz, die sich bewegt, eine Post braucht, die das auch tut. Wenn wir auf die Geschichte der Post zurückblicken – über 170 Jahre – stellen wir fest, dass sich die Post seit jeher nach den gesellschaftlichen und technologischen Veränderungen ausgerichtet hat. Sei das mit der Einführung der Postchecks 1906 oder der Postleitzahlen 1964: die Post hat die Modernisierung der Schweiz immer mitgetragen. Mit der «Post von morgen» richten wir uns erneut neu aus, um die hohe Qualität unseres Service-Public langfristig zu erhalten.

Erfindet sich die Post komplett neu, oder wie würden Sie die Strategie in wenigen Worten zusammenfassen?

Nein, die Post muss sich nicht neu erfinden, schliesslich tun wir vieles äusserst gut. Dafür steht auch die Auszeichnung des Weltpostvereins zur «besten Post der Welt». «Die Post von morgen» ist eine Wachstumsstrategie. Aber wir wollen ganz gezielt wachsen, und zwar in unseren traditionellen Kernkompetenzen Logistik und Kommunikation. Das sind unsere Stärken und hier können wir den grössten Beitrag für die Schweiz leisten.

Wozu soll die Post denn wachsen? Ist das nötig, dass die Post immer mehr Gewinn erzielt?

Wir müssen wachsen, damit wir mittelfristig unseren seit einigen Jahren rückläufigen Gewinn wieder steigern können. Den Gewinn brauchen wir, damit wir auch in Zukunft die flächendeckende Grundversorgung ohne staatliche Subventionen erbringen und aus eigenen Mitteln in unsere Weiterentwicklung investieren können. Uns ist wichtig, dass wir relevant bleiben für die Einwohner der Schweiz. Das setzt aber voraus, dass wir uns mit ihnen bewegen.

Das betrifft ja in erster Linie die Logistik, wie sieht es aber mit dem Kommunikationsmarkt aus? Welche Rolle sieht die Post darin für sich?

Eine wesentliche Daseinsberechtigung der Post ist, dass wir Informationen vertraulich vom Sender zum Empfänger bringen. Dieses Prinzip wollen wir auch in der digitalen Welt fortführen und entwickeln deshalb Lösungen für vertrauliche, effiziente und sichere Kommunikation – etwa für das Gesundheitswesen oder für die Behördenkommunikation. Auch in der digitalen Welt geht es darum, eine unabhängige, vertrauenswürdige Infrastruktur in der Schweiz zu haben. Das Bewusstsein der Schweizer für den Wert von digitaler Vertraulichkeit und Kontrolle über die eigenen Daten wird in den nächsten Jahren sehr viel grösser sein als heute.

Ein wiederkehrendes Politikum ist das Postnetz. Wandelt die Post auch mit der neuen Strategie weiter Filialen in Agenturen um?

Wir möchten das Netz unserer eigenen Filialen bei rund 800 stabilisieren, das ist die Anzahl, die uns in der letzten Strategieperiode vorgegeben wurde, und an diesen physischen Zugangspunkten festhalten. Dazu öffnen wir unser Netz für Dienstleistungsunternehmen und Behörden. Viele Unternehmen sind heute fast nur noch digital erreichbar und merken, dass ihnen physische Kontaktpunkte zu ihren Kunden fehlen. Diesen künftigen Partnern ermöglichen wir in unseren Filialen, in Zukunft einen persönlichen Kontakt zu ihren Kunden anzubieten. Unsere Filialen sollen so in den Regionen zu eigentlichen Dienstleistungszentren werden. Mit dieser Stärkung des Netzes generieren wir zusätzliche Einnahmen und beugen dem Entstehen von Dienstleistungswüsten vor.

Wenn die Menschen an die Post denken, denken viele an die Postautos. Welche Rolle spielen diese in der neuen Strategie?

Mit PostAuto wollen wir die Nummer 1 im strassengebundenen ÖV bleiben. Mobilität soll aber nicht zulasten der Umwelt erfolgen. Deshalb setzen wir noch mehr auf Umweltschutz und auf vernetzte Mobilitätslösungen. Auch bei den Zustellfahrzeugen der Post wollen wir künftig nicht nur wie heute bei der Briefzustellung, sondern so rasch wie möglich komplett auf umweltfreundliche Antriebe umstellen. Wir sind uns unserer Verantwortung für die Umwelt sehr bewusst und streben einen rundum klimaneutralen Versand an.

Stichwort Verantwortung: Die neue Strategie bringt auch in der Organisation der Post einiges in Bewegung. Wie stellen sie sicher, dass die Mitarbeitenden am Schluss nicht die Leidtragenden sind?

Die Organisation der Post soll so ausgerichtet werden, dass sie die optimale Umsetzung der Strategie unterstützt. Wir beabsichtigen keinen Stellenabbau, im Gegenteil werden wir in den nächsten Jahren mehrere hundert neue Mitarbeitende anstellen, beispielsweise in der Zustellung oder in der Informatik. Die Post soll zum Anziehungspunkt für IT-Spezialisten werden. Die neue Strategie zielt darauf ab, unseren Mitarbeitenden in der Fläche Sicherheit für die Zukunft zu geben. Die Post will als Arbeitgeberin attraktiv bleiben und ihren Mitarbeitenden eine Perspektive geben können. Der Beruf des «Pöstlers» soll attraktiv bleiben, insbesondere auch als Ausbildungsberuf. Die geplante engere Zusammenarbeit in der Verarbeitung sichert Arbeitsplätze, indem freiwerdende Kapazitäten aus dem Briefkanal künftig im boomenden Paketkanal eingesetzt werden können.

Was ist Ihr persönliches Ziel für die Post?

Wir haben einen guten Job gemacht, wenn die Menschen die Post als Motor für eine moderne Schweiz erleben.

verfasst von

Alexander Volz

Communication Specialist

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